Wien - Die legendäre Metaller-Gewerkschaft ist mit Donnerstag Geschichte. Angesichts des Zusammenschlusses mit der Chemiearbeiter-Gewerkschaft wird der Traditionsname aufgegeben und durch "PRO-GE" ersetzt. Dazu passend ist auch der erste Vorsitzende der "Produktionsgewerkschaft" kein Metaller, Rainer Wimmer kommt aus der schon vor längerem wegfusionierten Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss. Er leitete die Metaller geschäftsführend schon seit dem Vorjahr, als der bisherige Chef Erich Foglar zum ÖGB-Präsidenten aufstieg.

Drei Tage haben sich Metaller und Chemiearbeiter für ihren Fusionskongress im Wiener Austria Center vorgenommen. Am Mittwoch schwören sich die Fraktionen auf die Zusammenführung der beiden Gewerkschaften ein, tags darauf erfolgt dann jeweils auf einem Gewerkschaftstag der offizielle Beschluss, der dann auch noch vom ersten gemeinsamen Kongress abgesegnet wird. Kommt es erwartungsgemäß zur Fusion, verfügt der ÖGB dann nur noch über sieben Teilorganisationen. Die meisten von ihnen ziehen im kommenden Jahr mit der Dachorganisation auch ins neue Gewerkschaftshaus an der Donau. Die Metaller geben beispielsweise ihre Bastion in der Plösslgasse auf.

Dass die Metaller als größte Arbeitergewerkschaft und künftig insgesamt zweit größte Gewerkschaft hinter der GPA durchaus Gewicht im Land besitzen, beweist auch die Gästeliste bei der Eröffnung des ersten PRO-GE-Gewerkschaftstages. Bundespräsident Heinz Fischer ist ebenso angekündigt wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. 

Zepter an Rainer Wimmer

Ebenfalls unter den Gästen ist Erich Foglar, der nun quasi offiziell das Zepter an Rainer Wimmer weiterreicht. Wimmers Kür zum Metaller-Chef war ja nicht unumstritten. Der frühere Bergmann musste sich in der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter einer Kampfabstimmung gegen den internationalen Sekretär Manfred Anderle stellen, die er recht klar für sich entschied. Erstaunlich war, dass es bei den sonst streng organisierten Metallern überhaupt zu einem Duell kommen konnte und dass der erklärte Wunschkandidat des legendären Altvorsitzenden Rudolf Nürnberger den Kürzeren zog.

Abzuwarten bleibt, ob die traditionelle Metaller-Fraktion bei der Wahl des Nicht-Metallers Wimmers durch den Gewerkschaftstag ein Protestzeichen setzen wird. Ein Ergebnis in Richtung 90 Prozent wäre vermutlich schon als Erfolg zu werten. Dass Wimmer durchfällt oder sich noch ein Gegenkandidat findet, gilt als ausgeschlossen.

Eine erste Herausforderung hat Wimmer mit dem Abschluss der heuer besonders schwierigen KV-Verhandlungen überwunden. Das Ist-Lohn-Plus von 1,45 Prozent gilt als passables Verhandlungsergebnis. Noch wichtiger war den Metallern wohl, dass die von den Arbeitgebern mit Vehemenz geforderte Arbeitszeit-Flexibilisierung fürs erste abgewendet wurde. Die Verhandlungen darüber werden wohl Wimmers nächste Bewährungsprobe. (APA)