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Wird 2011 kaufmännischer Direktor im ORF: Richard Grasl

Foto: APA/Hans Leitner/ORF

Die Bestellung des künftigen kaufmännischen Direktors im ORF lässt Erinnerungen an längst vergangene Zeiten des Rundfunkproporzes wach werden. Als die SPÖ im Jahr 1962 Helmut Zilk im ORF aufsteigen sehen wollte, bastelte sie mit der ÖVP ein Regierungsübereinkommen: Per Gesetz besetzten sie Zilk als Hauptreferenten für Jugend.
Dazwischen liegt ein Rundfunkvolksbegehren - und ganz so schlimm ist es mit dem zukünftigen kaufmännischen Direktor des ORF, Richard Grasl, nicht bestellt. Aber nicht wenige sprechen von "politischer Erpressung" im Zusammenhang mit seiner Bestellung: Grasl als Finanzdirektor hatte die ÖVP gewollt - und erst als sie ihn hatte, nickte sie die von der SPÖ gewünschte Gebührenrefundierung ab. Eine Hand wäscht die andere, so wie das eben in Österreich und in dessen Substrat, dem ORF, immer schon war. 

Richard Grasl (36) wuchs in Krems auf und studierte Handelswissenschaften. Mit 16 schreibt er erste journalistische Artikel. 1992 beginnt er im Landesstudio Niederösterreich und wechselt von 1999 bis 2001 zur ZiB nach Wien. 2002 schickt ihn die damalige Generaldirektorin Monika Lindner als Chefredakteur zurück nach St. Pölten. 

Die Meinungen über ihn gehen auseinander. "Vifer Hund", "jovial", "guter Journalist", "zielstrebig" sagen Wohlwollende. Kritiker sehen in seiner Zielstrebigkeit eher das biegsame Rückgrat eines Karrierehungrigen. Pragmatisch praktisch gestaltete sich demzufolge sein rascher Aufstieg in Niederösterreich: Dem medienbewussten Landeschef Erwin Pröll gewährt das Landesstudio 2002 unter seiner Führung üppige TV-Präsenz, der Regionalsender erhielt den Beinamen "Landeshauptmann-TV".

Grasl ist verheiratet, leidenschaftlicher Golfer, der Jagdschein schadet im Land der Giebelkreuzler nicht.
Die ÖVP baut mit Grasl einen Kronprinzen auf, der bei derzeitiger Stimmungslage in der Koaliton zwar nicht 2011, aber doch spätestens 2016 zum Zug kommt. Eine Überraschungsniederlage wie bei der Wahl Wrabetz' durch eine Regenbogenkoalition soll nicht noch einmal passieren.

Wrabetz arrangiert sich unterdessen mit dem Mann, schließlich bringt ihm dieser die dringend nötigen 160 Millionen Euro aus der Gebührenrefundierung. Deshalb darf er offenbar schon jetzt in den Finanzen rühren und Sparprojekte betreuen. Was Wrabetz Anfang des Jahres von Grasl hielt, ließ er wissen: "Acht Landesstudios leisten hervorragende Arbeit, eines bemüht sich", urteilte er wenig schmeichelhaft. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 26.11.2009)