Wien - Überschattet von den Folgen der Finanzkrise und damit in einem schwierigen Bankenumfeld haben am Donnerstag die diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 80.000 Beschäftigten in der Kreditwirtschaft begonnen. Für heute ist die Verhandlung zu Ende. Die nächste Runde ist am 1. Dezember um 16 Uhr. Ein baldiger Abschluss gilt heuer als sehr unwahrscheinlich.

"Der Zugang von Arbeitgebern und Arbeitnehmern geht extrem weit auseinander", hieß es am Nachmittag nach der ersten KV-Verhandlung zur APA. "So kann es zu keiner Einigung kommen". Ein konkretes Angebot von den Arbeitgebern liegt noch nicht auf dem Tisch. Die Banker ließen aber durchblicken, dass nicht viel drin ist. Die Gewerkschaft hingegen will sich an Bandbreiten orientieren, in denen sich relevante Abschlüsse vorher bewegten.

Weil es nach der Finanzkrise den Banken derzeit mäßig bis schlecht geht - die Hypo Group Alpe Adria kämpft wegen Kreditabschreibungen am Balkan gerade ums Überleben im Markt - war im vorhinein klar, dass die Tarifverhandlungen heuer schwierig werden. Die Ergebnisse der Banken werden sehr unterschiedlich ausfallen, es geht ein Schnitt durch die Branche, hieß es heute.

Im Jahr davor hatten die Bankangestellten mit im Schnitt 3,7 Prozent plus abgeschnitten. Die Gehälter der rund 75.000 Beschäftigten stiegen damals um einen Sockelbetrag von 10 Euro plus 3,2 Prozent. In Kraft getreten ist der jüngste KV-Abschluss erst am 1. März 2009, üblich ist sonst der 1. Februar.

Auf Arbeitgeberseite hat die Verhandlungsführung gewechselt. Der langjährige Chefverhandler von Bankenseite, Erste-Personalchef Rupert Dollinger, hat zurückgelegt, weil er in absehbarer Zeit in Pension geht. Ihm folgte heute Gerhard Müller, Personalchef der BAWAG, als Leiter der Tarifgespräche für die Bankenbranche. Die Arbeitnehmer verhandeln unter dem Vorsitz von Günter Benischek (Betriebsrat Erste Group). (APA)