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Südlich der Sahara - wie hier im Sudan - dürfte es aufgrund des Klimawandels zu noch mehr Bürgerkriegen kommen.

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Washington - Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird. Unter diesem Titel veröffentlichte der deutsche Sozialpsychologe Harald Welzer im Vorjahr ein vielbeachtetes Buch über dramatische Auswirkungen des Klimawandels. Der Kampf um Trinkwasser, Weideland und andere Überlebensmittel werde zu gewaltsamen Konflikten führen, so Welzer, der einleitend meinte: "Manche Bücher werden in der Hoffnung geschrieben, dass sie sich irren."

Eine neue Studie US-amerikanischer Wissenschafter der Universitäten Berkeley, Stanford, Harvard und New York enttäuscht diese Hoffnung: Sie haben erstmals auf handfester Zahlengrundlage einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem wachsenden Risiko für Bürgerkriege hergestellt.

Diese führten bereits in den vergangenen Jahren zu humanitären Katastrophen riesigen Ausmaßes: So sind allein in der Demokratischen Republik Kongo während des Bürgerkriegs im vergangenen Jahrzehnt mindestens 5,4 Millionen Menschen durch Kämpfe, Hunger oder Seuchen gestorben.

Ein Grad verdoppelt Risiko

In ihrer neuen Untersuchung kombinierten die Forscher erstmals historische Daten über Bürgerkriege im Afrika südlich der Sahara mit Temperaturaufzeichnungen und Niederschlagsstatistiken. Dabei zeigte sich, dass zwischen 1980 und 2002 Bürgerkriege in besonders heißen Jahren eindeutig häufiger waren. Konkret: Wenn die Durchschnittstemperatur um ein Grad Celsius über dem Normalwert lag, wuchs die Wahrscheinlichkeit um fast 50 Prozent.

Aufbauend auf diese Zusammenhänge sowie unter Zugrundelegung von 20 Klimaentwicklungsmodellen kamen die Wissenschafter um den Agrarökonomen Marshall Burke (Uni Berkeley) zum Schluss, dass die Zahl bewaffneter Konflikte angesichts des zu erwartenden Temperaturanstiegs bis zum Jahr 2030 in Afrika um rund 54 Prozent steigen könnte. Und das wiederum hätte bis zu 393.000 zusätzliche Kriegstote zur Folge, so die Forscher im US-Magazin PNAS.

Um genau das zu vermeiden, schlagen die Wissenschafter mehrere Gegenmaßnahmen vor: Sicherung von Ernteerträgen, Versicherungen für Ernteausfälle sowie schnellere Reaktionen der reichen Länder auf Klimawandelfolgen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 11. 2009)