Die brasilianische Transsexuelle "Brenda", die in den Sexskandal rund um den italienischen Politiker Piero Marrazzo verwickelt war, wurde am Freitag tot aufgefunden. Die Polizei bestätigte heute gegenüber der Tageszeitung La Repubblica, dass ihr verbrannter Körper in ihrer Wohnung in Rom gefunden worden ist. Wie es zu dem Brand gekommen ist, ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes.

Brenda sowie eine Reihe weiterer transsexueller Prostituierte stehen im Mittelpunkt rund um den Marrazzo-Fall. Piero Marrazzo, Ex-Präsident der Region Latium, hatte sein Amt zurückgelegt, nachdem er bei einer Begegnung mit einer Transsexuellen gefilmt worden war. Vier Carabinieri, die versucht hatten, ihn mit diesem Video zu erpressen, wurden verhaftet. Darauf soll der Politiker beim Sex mit den transsexuellen Prostituierten sowei beim Konsumieren von Kokain gefilmt worden sein (derStandard.at berichtete).

Es gebe keinerlei Hinweis auf Gewalt. Neben der Leiche habe man eine Flasche Whiskey gefunden, außerdem hätten sich gepackte Koffer in der Wohnung befunden. Die Nachbarn gaben laut Repubblica an, dass sie in der Nacht Lärm aus Brendas Wohnung gehört hätten. Kurz nach vier Uhr Früh hätten sie die Feuerwehr gerufen, nachdem das Feuer in Brendas Wohnung ausgebrochen sei.

Brenda wollte Italien verlassen

La Repubblica zitiert Barbara, eine brasilianische Transsexuelle, die ebenfalls in Rom als Prostiutierte arbeitet und mit Brenda befreundet war, mit diesen Worten: "Ihr ging es psychisch schlecht, sie wollte nach Brasilien zurück." Die 32-Jährige soll vor zwölf Tagen bei der Polizei einen Überfall auf offener Straße gemeldet haben, bei dem ihr Handy gestohlen worden sei.

Jetzt gehe es darum, den zu finden, "der ihr das alles angetan hat", so Barbara. "Gestern haben wir uns noch im Park getroffen und zusammen ein Glas Ballantines getrunken". Dann, so Barbara weiter, sei Brenda nach Hause gegangen, um dort fernzusehen. Die Polizei hätte nichts nach dem Überfall auf Brenda unternommen. "Alle Transvestiten, die in dieser Gegend wohnen, befinden sich in Lebensgefahr." Sie hätten Angst vor den Rumänen, die dort leben, so Barbara.

Brenda ist bereits das zweite Todesopfer rund um den Fall Marrazzo. Beim ersten Toten handelt es sich um Gianguarino Cafasso, laut Repubblica ein römischer Zuhälter vieler Transsexueller. Er soll vergangenen September an einer Überdosis Kokain gestorben sein. Cafasso soll außerdem das Video gedreht haben, auf dem Brenda und der Politiker Marrazzo gemeinsam zu sehen sein sollen.

Sex-Affäre

Vier Polizisten sind in Haft, weil sie versucht haben sollen, den 51-jährigen Marrazzo mit dem Video zu erpressen. Angeblich verlangten sie bis zu 80.000 Euro für ihr Schweigen. Die Behörden bestätigten entsprechende Ermittlungen. Premier Silvio Berlusconi hatte den politischen Gegner in einem Anruf gewarnt, dass ein entsprechendes Video einem Klatschblatt seines Mondadori-Verlags für 200.000 Euro angeboten worden sei.

Obwohl die Erpressungsversuche seit Juli andauerten, erstattete Marrazzo keine Anzeige - aus Furcht vor den Folgen des Skandals. Die Polizei griff zu, als sein Mittelsmann das Video in Mailand kaufen wollte, um es aus dem Verkehr zu ziehen.

Marrazzo, ranghoher PD-Politiker, beteuerte, es handle sich dabei um eine Fälschung, mit der er aus der Politik gedrängt werden solle. Gleichwohl kündigte der ehemalige RAI-Journalist den Rückzug von seinen Parteiämtern an und übergab die Amtsgeschäfte bereits seinem Stellvertreter.
Er wolle der Linkspartei nicht schaden und auch seine Familie aus der Debatte um seine Person heraushalten, sagte der Politiker. Zu Einzelheiten des Falls werde er sich erst nach Abschluss der Ermittlungen äußern. (fin, derStandard.at, 20.11.2009)