Prag - Das Schicksal der beiden Österreicher Walter Wawra und Karl Benedikt war jahrzentelang ungewiss. In der Nacht zum 4. August 1956 gingen sie zum Grenzfluss Thaya, kehrten allerdings nie wieder nach Hause zurück. Nur ein paar ihrer Kleidungsstücke auf der österreichischen Seite des Flusses wurden damals gefunden. Aus den Archivdokumenten ging nun hervor, dass sie beim Nacht-Fischen - vielleicht irrtümlich - bis auf Territorium der damaligen CSSR kamen und von tschechoslowakischen Grenzsoldaten erschossen wurden, wie die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" unter Berufung auf Archivforschungen berichtete.

Vorfall verschwiegen

Sie sollen von zwei Grenzsoldaten überrascht worden sein, die zu schießen begannen. Die Österreicher versuchten, so heißt es weiter, noch schnell ans österreichische Ufer zu schwimmen, allerdings ohne Chancen. Die Soldaten schossen aus einer Entfernung von etwa zwölf Metern auf sie und töteten sie direkt im Fluss. Dann wurden die höchsten Stellen der kommunistischen Tschechoslowakei darüber informiert, die eine strenge Schweigepflicht über diesen Zwischenfall anordneten. Beide Männer wurden dann geheim in einem Massengrab deutscher Soldaten in Breclav begraben. Trotz mehrerer Anfragen seitens der österreichischen offiziellen Stellen, des Österreichischen Roten Kreuzes sowie der betroffenen Familien behaupteten die tschechoslowakischen Behörden, nichts zu wissen.

Die beiden Österreicher hinterließen damals insgesamt drei Kinder. Der Sohn Wawras, Walter Wawra (junior), erfuhr nun, was mit seinem Vater 1956 geschehen war und wo er begraben ist. "Ich habe immer geglaubt, dass mein Vater nach Hause zurückkehrt. Wir haben fast jeden Tag über ihn gesprochen", sagte Wawra der "Mlada frona Dnes". "Es war ein Schock für mich, als ich es erfahren habe", fügte er hinzu.

Die Aufklärung

Alles kam dank eines Forschers aus Breclav, Milan Vojta, ans Licht. Vojta wollten nicht glauben, dass die Männer derart und ohne Spuren verschwinden konnten. Deswegen begann er im Archiv zu forschen, was schließlich auch Ergebnisse brachte. Alle Dokumente im Zusammenhang mit dem Vorfall wurden demnach vernichtet - bis auf eine erhalten gebliebene Rechnung für zwei Holzsärge für die beiden Österreicher, die im Sommer 1956 an die Gemeindeverwaltung ging.

Nach Angaben von "Mlada fronta Dnes" wird das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen am 22. November eine Dokumentation darüber unter dem Titel "Verschwundene Väter" (auf tschechisch "Ztraceni otcove") über das Schicksal Wawras und Benedikts ausstrahlen. Die Sendung beginnt um 20.55 Uhr im Kanal CT 2. (APA/red)