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Die Open-Source-Lösung Scantegrity  lässt Wähler online überprüfen, ob ihre Stimme tatsächlich gezählt wurde. Das Verifizierungswerkzeug für Wahlen mit optischen Scansystemen hat in dieser Woche seine erste echte Feuertaufe hinter sich gebracht: In der Kleinstadt Takoma Park im US-Bundesstaat Maryland kam Scantegrity bei Bürgermeister- und Stadtratswahl zum Einsatz.

Mit einer Art unsichtbarer Tinte bekam jeder Wähler beim Ankreuzen auf den Stimmzetteln Codes angezeigt, die er sich merken oder notieren konnte. Damit kann die Person nachträglich online prüfen, ob die Stimme auch wirklich registriert wurde. Da die Codes zufällig generiert werden, bleibt laut Scantegrity-Machern die Anonymität der Wahl dabei gewahrt.

Wähler- und Wahlprüferkontrolle

Der Wähler selbst hat mit seinem Code zwar die Möglichkeit, online zu überprüfen, dass seine Stimme gezählt wurde - allerdings nicht, für welchen Kandidaten. Selbstverständlich können Personen das Code-System nach ihrem Gutdünken auch völlig ignorieren. Dennoch verspricht es die Möglichkeit, die korrekte Durchführung der Wahl zu überprüfen, so der Kryptograph Davi Chaum, der Scantegrity in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern mehrerer US-Universitäten entwickelt hat.

"Es brauchen nur drei bis fünf Prozent der Wähler ihre Codes überprüfen, je nachdem, wie eng das Rennen ist", meint er gegenüber dem Magazin Wired. Unabhängige Wahlprüfer können mithilfe des Codesystems auch feststellen, ob Stimmen wirklich richtig zugeordnet wurden. Dank kryptografischer Techniken und einem sogenannten Zero-Knowledge-Prozess bleibt den Prüfern dabei aber verborgen, für welche Kandidaten sich einzelne Wähler entschieden haben.

Günstig und vielseitig

Den Entwicklern zufolge ist das Scantegrity-System deutlich günstiger als derzeitige elektronische Wahlsysteme. Das liege daran, dass die Software Open Source ist, zum Scannen handelsübliche Geräte genutzt werden können und alle nötigen Ausdrucke mit Office-Druckern möglich sind. "Besonders begeistert mich, dass dieses System zuverlässig genug ist, überall auf der Welt genutzt zu werden", so Chaum. Denn die einzelnen Wahllokale können ohne Scanner auskommen - nur die Wahlformulare, Stifte und Urne sind erforderlich.

Sofern Scantegrity tatsächlich zuverlässig und ohne Verletzung des Wahlgeheimnisses eine einfache Prüfung der korrekten Stimmregistrierung sichern kann, wäre das ein wichtiger Schritt für elektronische Wahlsysteme. Denn bisherige Wahlcomputer stehen aufgrund von Manipulationsrisiken in der Kritik und sind in Deutschland aufgrund der mangelnden Nachvollziehbarkeit der Wahl de facto verboten. (pte)