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Nachts in einem Park wird ein junger schwuler Schwarzer zum Opfer eines "hate crime". Sein Mörder bleibt unerkannt. Die Tat spricht sich im Viertel rasch herum. Auch zwei Freunde des Toten, Chris (Valentine Nonyela) und Caz (Mo Sesay), die Betreiber des Piratensenders Soul Patrol in East London, erfahren davon. Die beiden versuchen gerade ihre Sendung bei einer legalen Station zu promoten - das Verfolgen dieses Zieles und die Suche nach dem Mörder gehen bald Hand in Hand.

Tonbandaufnahmen spielen in beiden Fällen eine wichtige Rolle. Wir befinden uns in den Ausläufern des vordigitalen Zeitalters: 1991 verwirklicht der britische Künstler und Filmemacher Isaac Julien (der zuletzt gemeinsam mit Tilda Swinton den Dokumentarfilm Derek gestaltet hat) seinen Rückblick aufs Jahr 1977, den Sommer des "Silver Jubilee", der trotz allgegenwärtiger royaler Pappkameradinnen zuerst ein Rückblick auf Jugendkultur(en) ist.

Julien, der zuvor bei Looking for Langston eine fragmentarische Erzählung in den schillernden Oberflächen der Harlem Renaissance gespiegelt hatte, dreht auch mit seinem ersten Spielfilm keinen einfachen Thriller und kein sozialrealistisches Drama. Vielmehr bleibt Young Soul Rebels bei aller ernsthaften Thematisierung von Rassismen und Homophobie auch eine Stiluntersuchung, bei der (Blut-)Rot als eine Art Leitfarbe fungiert: Tracy (Sophie Okonedo), bald Caz' Verbündete, betritt in einem scharfkantigen roten Kostüm die Szenerie - so rot wie Caz' freches Halstuch oder das glänzende Chrom von Chris' Auto. In Draufsicht sieht man diesen einmal in einer knallroten Lackhose und gelben Socken auf dem Bett liegen.

Schlussendlich wählt er ein weniger angreifbares Outfit zum Ausgehen. Denn Konfrontationen finden auch auf dieser Ebene statt - und natürlich auf dem Tanzboden, wo Punkmädchen wild zu X-Ray Spex springen, bevor sie von energetischen Soul-Boys und -Girls abgelöst werden. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2009)