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Cornelia Funke mit dem Namensgeber des Preises

Foto: APA/EPA/Zucchi

Kassel - Für ihren "brillanten Umgang mit der deutschen Sprache" ist die deutsche Kinderbuchautorin Cornelia Funke mit dem Jacob-Grimm-Preis geehrt worden. "Sie erhält diese Auszeichnung, weil sie Tausende, Zehntausende, Hunderttausende Kinder zum Lesen gebracht hat, die vorher nie zu einem Buch gegriffen haben", hieß es am Samstag bei der Verleihung des Preises in Kassel vom Verein Deutsche Sprache. Funke (51), die in Los Angeles lebt, sagte, es sei leicht, "mit diesem wunderbaren und reichen Werkstoff deutsche Sprache zu arbeiten".

Der Grimm-Preis ist der Hauptteil des "Kulturpreises Deutsche Sprache" und mit 30.000 Euro dotiert. Geehrt wurden auch der Verein "Mensch zuerst" für geistig behinderte Menschen und die deutschsprachige Gemeinde in Belgien.

Übersetzungen in vierzig Sprachen

Funkes Bücher wurden in fast 40 Sprachen übersetzt. Die Illustrationen macht Funke nach wie vor selbst. Die Mehrfachpreisträgerin erzielte Millionenerfolge in Deutschland, den USA und Australien, Bestseller und eine Verfilmung mit Hollywood-Glanz: "Herr der Diebe". Bekannt wurde Funke durch ihre "Gespensterjäger" und vor allem "Die wilden Hühner". Im Gegensatz zu den sonstigen Charakteren Funkes sind ihre "Hühner" normale Mädchen, die weder Kriminalfälle lösen noch Abenteuer bestehen, sondern einfach nur den Alltag bewältigen. Das "TIME Magazine" reihte Funke unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten.

Die gelernte Diplompädagogin Funke sagte sie bedaure, dass die Grimmsche Erzähltradition, die sehr deutsch sei, ausgerechnet in Deutschland verloren gehe: "Wir trauen uns nicht mehr, zu fabulieren. Vielleicht glauben wir, dass die Faschisten auch an unseren Märchen, etwas sehr deutschem, ihre braunen Fingerabdrücke hinterlassen haben. Aber wir würden etwas wirklich Wertvolles verlieren."

Der mit 5.000 Euro versehene Initiativpreis ging in diesem Jahr an "Mensch zuerst e.V.", der für geistig behinderte Menschen eine einfache Sprache zum Beispiel bei Behörden fordert. "Wir haben anfangs für Menschen mit Lernschwierigkeiten ein Wörterbuch in einfacher Sprache erarbeitet. Dann kamen Firmen und wollten, dass wir Gebrauchsanweisungen für sie schreiben oder Verbände mit ihren Broschüren. Mittlerweile formulieren wir auch Parteiprogramme so um, dass auch Lernbehinderte sie verstehen und die Parteien erzählen uns dann, dass ihnen das aus den Händen gerissen wird." Offenbar seien auch Nichtbehinderte an einfacherer Sprache interessiert.

Der undotierte Institutionenpreis ging an die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Die Jury habe auch andere deutschsprachige Minderheiten betrachtet. "Aber in Belgien ist es besonders beeindruckend", hieß es. "Ohne große Aufregung, ohne Streit, ohne Konflikte gibt es in einem Teil Belgiens eine deutschsprachige Verwaltung, ein Rechtssystem und eine deutsche Zeitung. Und weil das alles so normal ist, wollen wir das ehren. " (APA)