Masken zum Schutz vor Infektionen finden derzeit in Lwiw reißenden Absatz. Die Menschen stürmten in der Westukraine die Apotheken.

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 30.000 Menschen sollen erkrankt sein.

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Kiew - 35 Personen sind in den vergangenen elf Tagen in der Ukraine an Atemwegserkrankungen gestorben - mindestens elf davon hatten den H1N1-Virus im Körper, sagte der ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Kiew am Freitag. Die Folgen für das öffentliche Leben sind dramatisch: Landesweit bleiben alle Schulen für drei Wochen geschlossen, Konzerte und andere öffentliche Veranstaltungen werden abgesagt, Kinos gesperrt, und über ganze Landstriche wurde Quarantäne verhängt.

Allein in den Regionen Lwiw, Ternopil und Iwano-Frankiwsk im Westen des Landes sind mehr als 30.000 Menschen erkrankt, 950 davon wurden in Krankenhäuser eingeliefert. 60 Patienten liegen auf der Intensivstation. Der ukrainische Präsident ordnete an, auch Militärspitäler auf die Aufnahme von Grippekranken vorzubereiten.

Anatoli Grizenko, Chef des Sicherheitsausschusses im Parlament sagte, die Krankheit breite sich mit "rasender Schnelligkeit" aus. Die Menschen sind verängstigt: Im Westen des Landes kam es Medien zufolge zu Panikkäufen in Apotheken. Auch in der Hauptstadt Kiew war der Andrang auf die Apotheken laut Medienberichten groß. Die Regierung drohte damit, im Fall von Preiserhöhungen für Medikamente den Apotheken die Lizenzen zu entziehen.

Die Ukraine will den staatlichen Stabilitätsfonds anzapfen und Mittel in Höhe von umgerechnet rund vier Millionen Euro zur Bekämpfung des Virus bereitstellen. Das ukrainische Gesundheitsministerium berät mit Experten der Weltgesundheitsorganisation, welche Medikamente und Impfstoffe jetzt einzukaufen sind.

Premierministerin Julia Timoschenko betonte, dass das Land bereits im Sommer, als erste Schweinegrippefälle auftraten, Impfstoff gekauft habe und dieser nun in den betroffenen Gebieten in Umlauf gebracht werde. Eine verpflichtende Impfung lehnte die Politikerin bisher aber ab.

Der Ausbruch der Epidemie hat auch auf die Politik Auswirkungen: Der Präsidentschaftswahlkampf soll in den kommenden Wochen ruhen, sagte Timoschenko, eine der Anwärterinnen für das Präsidentenamt. (ved, dpa, DER STANDARD Printausgabe, 31.10./01.11.2009)