Ihn als eine "Münze" zu bezeichnen erscheint gar untertrieben. Der vier Jahrhunderte alte, einen Handteller füllenden Gold-Centén, der 1609 in der königlich-spanischen Münzanstalt von Segovia geprägt wurde, ist mit 339,35 Gramm und mit einem 7,15-Zentimeter-Durchmesser massiv, fast wie ein Barren. Sein Nennwert von 100 Escudos war unter König Philipp III. ein Vermögen.

Und ein solches erzielte das katalanische Auktionshaus Aureo & Calicó, das eines von vier bekannten Exemplaren am 22. Oktober im Hotel Arts an Barcelonas Port Olímpic für 800.000 Euro unter den Hammer brachte. Die Münze war das Highlight des von Teresa Sisó, der Direktorin des Auktionshauses, durchgeführten dritten Durchgangs der Lizitation von mehr als 2200 Goldprägungen der "Caballero de Yndias"-Sammlung: Eine Kollektion, die sich von der römischen Besatzung Hispanias über die Westgoten und Maurenherrschaft bis zu Peseten der 1931 beendeten Regentschaft Alfons XIII. erstreckt.

Das von der Fachwelt und wohl auch dem anonymen Käufer erwartete Preistreiben bei der Centén-Auktion blieb zur Überraschung aller aus, der Zuschlag erfolgte zum Rufpreis bei netto 800.000 Euro. Laut Eduard Domingo, einem Numismatik-Experten des Auktionshauses, sei der anonyme Käufer ein "in der Szene bekannter Händler aus Mitteleuropa", der diese Münze wohl im Auftrag eines anderen Interessenten erwarb. Die erreichte Summe übertraf zwar alle jemals für spanische Münzen erzielten Preise, doch keineswegs die Erwartungen. Diese hatte Aureo & Calicó im Vorfeld auf bis zu zwei Millionen Euro beziffert, da nur vier bekannte Exemplare identischer Prägung existieren. Ein anderer Centén von 1633 kam ebenfalls nicht über den Startpreis von 500.000 Euro. Besser lief die Versteigerung eines Kleinods, das laut Sisó von "höchstem historischen Wert" sei: Eine in Barcelona zur Zeit des spanischen Erbfolgekriegs geprägte Acht-Escudos-Münze von 1702. Sie belege, dass Erzherzog Karl von Österreich, späterer Kaiser Karl VI., Goldstücke zu einer Unze in Katalonien schlagen ließ - und nicht einzig dessen um den Thron Spaniens siegreicher Rivale, der Bourbone Philipp V.

Mit einem Rufpreis von 12.000 Euro spielte sie am Ende auch noch 22.000 Euro netto ein. Den Weltrekord für ein Geldstück hält ein im 2002 bei Sotheby's New York versteigerter Double-Eagle (1933). Das Exemplar einer fast gänzlich während der Wirtschaftskrise eingeschmolzenen Prägungsreihe erzielte stolze 7,6 Millionen US-Dollar brutto. (Jan Marot, DER STANDARD/Printausgabe, 31.10/01.11.2009)