Das Team für die "Guglhupf"-Nachfolge: Martin Puntigam, Hosea Ratschiller, Maria Hofstätter, Thomas Maurer und Robert Palfrader (von links).

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Das Problem mit der unterstellten Verkabarettisierung der österreichischen Gesellschaft seien ja nicht die vielen Kabarettisten und oft sehr schlechten Kabarettfilme von Monopolisten im Regiesessel. Das Problem sei die Kleinheit des Landes. Sie lasse es nicht zu, dass man ordentlich in zahlreichen privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehformaten üben könne, um sein Handwerk zu verbessern.

Je mehr Kabarett also, desto höher die Chancen, das dessen Qualität steige. Die realen Umstände seien dann ein eigenes Problem. Wenn man zum Beispiel auf Youtube Reden von FPÖ-Abgeordneten im Niederösterreichischen Landtag betrachte (Suchbegriff: Karl Schwab), erübrige sich jede Büttenrede.

Hier muss man mit Martin Puntigam sofort einer Meinung sein, weil man sich auch ein bisschen vor ihm fürchtet. Er schaut zwar recht freundlich, aber Lächeln bedeutet doch auch immer: Zähne zeigen. Möglicherweise wird es unangenehm, wenn man Leuten widerspricht, die das nicht gewohnt sind.

Regelmäßige Auftritte 

Immerhin bereitet Puntigam neben der Premiere der Radiosatiresendung Welt Ahoi! auf Ö1, die ab kommenden Sonntag den 30 Jahre lang bröselnden Guglhupf ablösen soll, auch ein gefährliches neues Soloprogramm vor. Neben regelmäßigen Auftritten mit seiner komödiantischen Wissenschaftseingreiftruppe "Science Busters", die den letzten, auf jeden Fall aber dringlichsten Fragen der Menschheit nachgeht, wie zum Beispiel jener, ob man sterben muss, wenn man mit einer Holzplatte auf dem Bauch auf einem Tisch liegt und jemand kommt und haut mit einem Vorschlaghammer drauf, steht "Atomic Wedgie" ins Haus.

Ab Mittwoch spielt er im Wiener Kabarett Niedermair. Er wird dort nicht nur praktische Tipps zum Jagen, Erlegen und Braten von Tieren und Menschen geben. "Und", so Puntigam, "wie man dabei viel, viel Spaß haben kann. So viel Spaß, wie wenn man seinem Vordermann mit Schwung die Unterhose ins Kreuz hinaufzieht." Wedgie sei der englische Ausdruck für so einen Unterhosenreißer, den man im Internet rasch findet. Stichwort: Gestern wusste ich noch gar nicht, dass es das gibt - und seit heute ist das nicht mein Humor.

Aus diesem Anlass hat sich Puntigam das Aussehen eines britischen Hardrockers der 70er-Jahre zugelegt (die Bassistenstelle bei Uriah Heep ist leider derzeit vergeben). Den Hardrocker kreuzt er mit jenem derben Hausmeister-Style, der als Rüstung für die nächste Weltwirtschaftskrise dienen soll. Wenn man so aussieht, schicken einem die Angestellten im Supermarkt, den man gerade ausgeraubt hat, jedenfalls noch ein herzliches Dankeschön hinterher. Immerhin sind sie am Leben geblieben.

Ob Verteilungskampf oder Bürgerkrieg, Krise als Chance oder finaler Vorhang, Puntigams "Atomic Wedgie" verspricht Lebenshilfe mit Herz und Stichwaffe. Dass Martin Puntigam jetzt in der Nachfolge Gerhard Bronners oder Lore Krainers wöchentlich jeden Sonntag in der Nachfolge des "Guglhupf" dem Ö1-Intendanten versprochen habe, die beste Satiresendung des Landes zu produzieren, setze ihn nicht unter Druck. Immerhin, so Puntigam gelassen, sei ihm noch nie nichts eingefallen. Zur Not könne man ja auch einmal mittelhochdeutsche Lyrik im Tonfall eines Sportreporters vortragen, über seltene Tierarten auf abgelegenen Inseln berichten - oder die anderen lustig sein lassen.

Die "Welt Ahoi!"-Truppe 

Neben Martin Puntigam wird Welt Ahoi! von "Kaiser" Robert Palfrader bespielt. Zur fixen Gruppe zählen außerdem noch Thomas Maurer, der Mann, der laut Puntigam, als einziger Erfahrung mit der schnellen kabarettistischen Verarbeitung politischen Tagesgeschehens habe, sowie die aus "Hundstage" bekannte Schauspielerin Maria Hofstätter. FM4-Ombudsmann Hosea Ratschiller gibt schließlich den Benjamin der Gruppe.

Die Themen der Sendung würden sich, so Puntigam gelassen, wahrscheinlich ohnehin mehr oder weniger von selbst ergeben. Themenschwerpunkt Allgemeines. Kein Problem. Interessante Gedanken, und hier herrscht große Einigkeit am Tisch, würden sich, historisch gesehen, als haltbarer erweisen als uninteressante.

Das eigentliche Problem sei dieses: Er müsse, so Puntigam etwas wehmütig Richtung Ausgang blickend, für seine Solopremiere nächste Woche noch 40 Seiten Text lernen. (Christian Schachinger, DER STANDARD; Printausgabe, 31.10./1.11.2009)