Teheran - "Was wir in Wien und Genf erreicht haben, das hätten wir auch vor fünf Jahren erreichen können, ohne uns in die Sackgasse treiben lassen zu müssen", schreibt die iranische Tageszeitung Jomhouri Islami in einem Leitartikel. Die vorgesehene Vereinbarungen zwischen dem Iran, Frankreich, Russland und der IAEO stoßen im Iran nun auf den Widerstand der konservativen Kreise.

Jomhouri Islami, das Organ der Konservativen, wirft der Regierung von Mahmud Ahmadi-Nejad vor, das Atomprogramm des Landes wegen innenpolitischer Schwierigkeiten und des Drucks aus dem Ausland geopfert zu haben. Die Liberalen wiederum fühlen sich in ihrer Meinung bestätigt, die Regierung habe kein Konzept.

"Täuschung und Lüge"

Parlamentspräsident Ali Larijani bezeichnete das Angebot der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder an den Iran als eine "Täuschung und Lüge". Nach diesem Vorschlag soll der Iran seine 1500 Kilo um drei Prozent angereichertes Uran nach Russland schicken. Dort soll es um 20 Prozent angereichert und dann nach Frankreich transportiert werden, um als Brennstäbe für den kleinen Forschungsreaktor der Universität Teheran vorbereitet zu werden.

Durch diese Vereinbarung werde der Iran nicht mehr genug angereichertes Uran zur Verfügung haben, um seine Atomforschung selbstständig weitertreiben zu können, meinen die Kritiker. "Man wird keinen Schritt zurückweichen" , entgegnete Staatspräsident Ahmadi-Nejad bei einer Provinzreise und versuchte damit, seinen konservativen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. In diesem Zusammenhang kann man auch die neuen Angebote des Iran an die internationale Atomorganisation in Wien interpretieren, wonach der Iran lediglich bereit ist, stufenweise sein angereichertes Uran an Russland zu liefern. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 31.10.2009)