Bern (APA/AP) - Meisterregisseur Roman Polanski bleibt weiter in Haft. Die Schweizer Justiz lehnte am Freitag ein weiteres Haftentlassungsgesuch des 76-Jährigen ab, den die US-Behörden wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen vor Gericht bringen wollen. Das Gesuch wurde am Montag eingereicht, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Justiz, Folco Galli, auf Anfrage mitteilte. Polanski habe zwar eine hohe, aber nicht liquide Kaution angeboten, die im Falle einer Flucht nicht umgehend eingezogen werden könne. Die Fluchtgefahr werde nach wie vor als hoch eingeschätzt. Der Starregisseur kann den Entscheid binnen zehn Tagen beim Schweizer Bundesstrafgericht anfechten.

Maximal zwei Jahre Haft

Polanski drohen bei einer Auslieferung in die USA maximal zwei Jahre Haft. Er sitzt weiterhin im Kanton Zürich in Auslieferungshaft. Eine Gruppe von 15 kalifornischen Abgeordneten hatte zuvor in einem Brief Polanskis Auslieferung nach Los Angeles gefordert, wo ihm wegen des sexuellen Übergriffs im Jahre 1977 der Prozess gemacht werden soll. Der 76-Jährige solle sich seiner Vergangenheit stellen, niemand stehe über dem Gesetz, heißt es in dem Schreiben, das die Politiker an den Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles geschickt haben.

Unterdessen hat das Schweizerische Filmarchiv in Lausanne für kommenden Mittwoch zu einem Polanski-Abend eingeladen. Dem Publikum wird kostenlos ein Kurzfilm des späteren Meisterregisseurs geboten - "Der Dicke und der Dünne" von 1961. Chaplins bittere Satire "Ein König in New York" soll die ganze Thematik um Polanski zusätzlich unterstreichen.

"Es ist weder ein Unterstützungsabend für Roman Polanski noch ein Plädoyer für ihn", betonte der Filmemacher Lionel Baier am Freitag auf Anfrage der AP. Unabhängig von der Meinung jedes Einzelnen über die von Polanski begangenen Delikte solle aber die herausragende Bedeutung des Regisseurs in Erinnerung gerufen werden; ebenso die Umstände anlässlich seines Missbrauchsprozesses vor über drei Jahrzehnten in Kalifornien wie auch jene seiner Verhaftung in Zürich, heißt es in einer Mitteilung des Filmarchivs.

Passend zum Thema wird am gleichen Abend Chaplins "Ein König in New York" aus dem Jahr 1957 gezeigt. Der in England gedrehte Film rechnet mit der McCarthy-Ära ab, wurde Chaplin doch während des Kalten Krieges als Kommunist bezichtigt und konnte damals nicht wieder in die USA einreisen. Laut Filmarchiv soll mit dieser bitteren Satire über die amerikanische Gesellschaft in den 50er Jahren eine Hexenjagd und der Rolle der Medien gezeigt werden.