Foto: AWS/Schedl

Eine Studienreise amerikanischer Geschichtslehrer nach Österreich auf den Spuren des Marshallplans, die Thema einer Pressekonferenz (Bild) im Austria Wirtschaftsservice (aws)  am Freitag war, gibt einige Einblicke auch in aktuelle wirtschaftspolitische Probleme.

 Die Ankündigung von US-Außenminister George Marshall 1947 eines gewaltigen Hilfsprogramms für Europa kam zu einer Zeit, als die wirtschaftlichen Probleme überwältigend erschienen. Aber letztlich war alles recht einfach.

  Die Milliarden aus den USA kurbelten Investitionen und Wachstum in Europa, auch in Österreich, auf beeindruckender Weise an. Die Voraussetzungen waren gut, denn trotz der Kriegszerstörungen waren die ökonomischen Strukturen und vor allem die Unternehmerkultur in Westeuropa intakt. Kapital war knapp und es kam vom ERP (European Recovery Program) und den Rückflüssen (Counterpart Funds), die im System blieben. Alle zogen am gleichen Strang, jeder wusste, was zu tun war.

Kein internationales Hilfsprogramm hat seither nur annähernd diese Ergebnisse gezeigt. Und das sollte nicht überraschen, denn in den meisten Entwicklungsländern fehlen die institutionellen Grundlagen, die in Europa und Japan herrschten. Der Marshallplan ist eine tolle Erfolgsgeschichte, aber leider kein Vorbild. Er lässt sich nicht replizieren.

Und anders als damals gibt es heute keinen Konsens über Wirtschaftspolitik. Die staatlichen Konjunkturprogramme in den USA und Europa haben einen ähnlichen Effekt wie der Marshallplan, aber das Wachstum, das sie anregen können, ist viel geringer. Und deshalb wird es diesmal viel schwieriger sein, die aufgetürmten Schulden wieder abzubauen als in den fünfziger Jahren.

Dass der ERP Fonds in Österreich immer noch Mittelstandsbetriebe mit günstigen Krediten und Förderungen unterstützt – präsentiert wurde das Beispiel der Schatzdorfer Gerätebau in Oberösterreich, deren 5-Millionen-Euro-Ausbau zu mehr als zur Hälfte vom ERP Fonds finanziert wird – ist ein wunderbares Erbe des Marshallplans. Aber der Erfolg der heimischen Mittelständer hängt heute von vielen anderen Faktoren als nur der Zugang zum Kapital ab. Die Welt ist reicher, aber auch komplexer geworden als sie es vor 60 Jahren war.