Bregenz - Mit dem Bau des islamischen Friedhofs in Altach (Bezirk Feldkirch) kann nach Erteilung des Baubescheids im Juli 2010 begonnen werden, die erste Grablegung in der 1,1 Mio. Euro teuren Totenstätte wird nach einjähriger Bauzeit 2011 stattfinden können. Das gaben Gemeindeverbands-Vizepräsident Erwin Mohr, Attila Dincer als Vertreter der islamischen Gemeinschaften, Altachs Bürgermeister Gottfried Brändle und Architekt Bernardo Bader am Freitag bei der Präsentation des Modells bekannt.

Wegen des ungünstigen Torfbodens muss der Bauplatz zuvor mittels einer Erdaufschüttung vorbelastet werden, was die Kosten von ursprünglich 600.000 Euro auf den nun genannten Baupreis fast verdoppelt. Nach einer sechsmonatigen Setzzeit können im Juli 2010 endgültig die Bauarbeiten für den ersten islamischen Friedhof Vorarlbergs beginnen. Bader sah in seinem Entwurf "bewusst wenig Symbolik" vor, damit sich die von niedrigen Mauern begrenzten Gräberfelder und die Räumlichkeiten für rituelle Waschung, Andacht und Verabschiedung harmonisch in die Landschaft fügen. In einer ersten Ausbaustufe sollen 342 Gräber zur Verfügung stehen, im Endausbau sollen es 700 sein.

Attila Dincer hob die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten beim Bau des "ortsüblichen Friedhofs" hervor. Rund zehn Prozent der Vorarlberger Bevölkerung seien Muslime, für diese sei es nötig, eine Heimat zu finden, "und das heißt auch, hier sterben zu können", so Dincer. Die Familie bei Tod und Sterben bei sich zu haben, bedeute den Beginn, nicht das Ende der Integration in Vorarlberg, betonte er an Kritiker gerichtet. Die islamischen Gemeinschaften werden sich auf freiwilliger Basis auch finanziell an den vom Gemeindeverband getragenen Kosten beteiligen und dazu eine Spendenkampagne organisieren. Man peile dabei ein Ergebnis von rund 100.000 Euro an, erklärte Dincer. Daraus sollen auch Beerdigungen für Muslime bezahlt werden, die sich eine Bestattung nicht leisten können.

In Särgen bestattet

In der Ritualik sei man von muslimischer Seite einige Kompromisse eingegangen, um den österreichischen Gesetzen gerecht zu werden. So werden die Vorarlberger Muslime nicht wie vom Islam her vorgeschrieben ewige Ruhe finden, sondern mit Verlängerungsoption 15 Jahre. Zudem werden die Toten in Särgen und nicht in Leichentüchern bestattet. Zentral sei nur die Ausrichtung nach Mekka, und dass die Bestattung nebeneinander, nicht übereinander erfolge. Auch Kremierungen seien aus religiösen Gründen nicht möglich. Dincer rechnete damit, rund 80 Prozent der in Vorarlberg lebenden 33.000 Muslime mit dem Friedhof ansprechen zu können.

Als Behörde für die Bestattungen und den Betrieb des Friedhofs wird die Gemeinde Altach auftreten, informierte Bürgermeister Brändle. Gemeindeverbands-Vizepräsident Mohr betonte, das Projekt sei ein "wichtiger Schritt für die Vorarlberger Islamgläubigen". Laut Dincer hat das Projekt auch Vorbildwirkung für andere Regionen. Die Verantwortlichen stehen etwa in Kontakt mit Liechtenstein, wo ebenfalls eine islamische Grabstätte diskutiert wird. (APA)