Die Regierung Silvio Berlusconi plant für den 23. Dezember den Spatenstich für die umstrittene Brücke über die Meeresenge von Messina zwischen dem Festland und Sizilien. "Die Bauarbeiten werden dann im Laufe von 2010 beginnen", erklärte der italienische Infrastrukturminister Altero Matteoli.

Die Gesellschaft "Stretto di Messina", die die Hängebrücke verwalten wird, plant Mitte November eine Kapitalaufstockung im Wert von insgesamt 900 Millionen Euro. Damit soll eine Tranche des Großprojekts finanziert werden. Das Unternehmen kann mit einem Startkapital von 2,5 Milliarden Euro rechnen, die ihm von der Regierung zugesprochen wurden. 2017 soll die Hängebrücke befahrbar sein. Es handelt sich um ein Infrastrukturprojekt, das Italien seit Jahrzehnten spaltet.

Foto: Stretto di MessinaSpA

Die Brücke soll Cannitello in der süditalienischen Region Kalabrien mit Ganzirri auf Sizilien verbinden. An dieser Stelle ist die Meeresenge 72 Meter tief. Die Hauptspannweite der geplanten Hängebrücke, also der Abstand zwischen den beiden Pfeilern, wird 3,3 Kilometer betragen. Die Brücke soll 60 Meter breit sein.

Damit wird sie dreimal so groß wie die Golden Gate Bridge in San Francisco. Die beiden Pfeiler werden mit 398 Metern Höhe den Eiffelturm überragen. Damit wird jener Weltrekord gebrochen, den das Viadukt von Millau in Frankreich mit seinen 341 Metern aufgestellt hatte.

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Für die Konstruktion müssen 166.000 Tonnen Stahlseil nach Süditalien transportiert werden. Die tragenden Seile werden einen Durchmesser von 1,24 Metern haben, über fünf Kilometer lang und aus 44.352 Stahldrähten gedreht sein.

Ein Sturm mit Windgeschwindigkeit über 200 km/h soll sie nur leicht zum Schwanken bringen. Auch ein Erdbeben der Stärke 7,1 auf der Richterskala, wie jenes von Messina im Jahr 1908, bei dem 87.000 Menschen starben, könnte das Bauwerk angeblich unbeschadet überstehen.

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6.000 bis 9.000 Fahrzeuge pro Stunde und 200 Züge pro Tag werden über die Brücke fahren können und damit die Autobahnlinien Salerno-Reggio Calabria, Messina-Catania und Messina-Palermo sowie die Bahn-Hochgeschwindigkeitslinie von Neapel bis Palermo verlängern. Die Brücke soll der Wirtschaft auf Sizilien und im gesamten Süden neue Impulse geben.

Regierungschef Silvio Berlusconi, der seit Jahren vom Bau der Brücke träumt, will sechs Milliarden Euro zum Bau der Infrastruktur zur Verfügung stellen.

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Viele Gegner des Projekts behaupten, dass die Brücke gefährlich ist, da sie in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet stehen wird. Die Gegend zwischen Reggio Calabria in Kalabrien und Messina sei die kritischste Zone des Mittelmeerraumes. Hier, in Messina, hatte sich 1908 das katastrophalste Beben der Moderne ereignet.

"Dieses Projekt ist unbegreiflich. Es handelt sich um eine pharaonische Brücke, für die die Regierung Milliarden ausgeben muss, die man für wichtigere Infrastrukturprojekte in Süditalien, wie die Modernisierung des Autobahnnetzes, verwenden könnte", sagte beispielsweise der Spitzenpolitiker der oppositionellen PD (Demokratische Partei), Dario Franceschini. (APA)

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