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In unmittelbarer Nähe zum Roten Platz und dem Kreml befindet sich die größte Strabag-Baustelle in Moskau: Am Manegenplatz entsteht eine Rekonstruktion des Hotels Moskwa.

Foto: APA/Mayr

Moskau/Wien - Die Pechsträhne der Strabag in Russland reißt nicht ab. Nach dem Zusammensturz einer Garage und Ermittlungen der Steuerfahndung droht dem österreichischem Baukonzern nun auch noch ein Insolvenzverfahren. Die russische Baufirma K2K mit Sitz in Nowy Urengoj hat beim Moskauer Schiedsgericht einen Insolvenzantrag gegen die Strabag gestellt.

Dem Konkursantrag geht ein monatelanger Rechtsstreit zwischen der Strabag und ihrem russischen Subunternehmer voran. K2K hat für seine Leistung - die Baugrubensicherung bei der Errichtung des Wohnkomplexes "Akademia lux" im Jahr 2008 - eine Rechnung in Höhe von 15 Millionen Rubel (rund 350.000 Euro) gestellt.

Schiedsgericht entschied

Laut Strabag-Sprecherin seien K2K allerdings nur sechs Millionen Rubel (rund 140.000 Euro) zugestanden. Die Strabag habe daher das Moskauer Schiedsgericht angerufen und am 17. September von diesem auch Recht bekommen. Dem russischen Subunternehmer wurde bis 31. Oktober Zeit gegeben, eine neue Rechnung zu stellen.

Bis drei Tage vor Ablauf der Frist hat die Strabag nach eigenen Angaben jedoch keine Rechnung von K2K erhalten. Stattdessen hat die russische Firma am 28. Oktober laut der Homepage des Moskauer Schiedsgerichts unter der Aktenzahl A40-142683/09 einen Insolvenzantrag gestellt. In der Zwischenzeit ist bei der Strabag die Rechnung eingelangt. "Wir haben die Rechnung heute bezahlt", sagte die Strabag-Sprecherin. Die Geschäftsführung von K2K habe gegenüber ihrem Auftraggeber bestritten, ein Konkursverfahren angestrengt zu haben.

Das russische Insolvenzrecht sieht vor, dass man ab Schulden von 100.000 Rubel (rund 2300 Euro) und mehr als drei Monaten Zahlungsverzug einen Insolvenzantrag stellen kann. Wann das Moskauer Schiedsgericht über die Eröffnung eines etwaigen Insolvenzverfahrens gegen die Strabag entscheidet, ist nicht bekannt. Die Strabag-Sprecherin sieht allerdings keinen Grund mehr für ein Konkursverfahren, da die Schulden bereits beglichen wurden.

Steuerfahnder ermitteln

Die Strabag kämpft derzeit auch an einer anderen Front. Mitte September hatte die Moskauer Steuerbehörde ein Steuerhinterziehungsverfahren gegen den Baukonzern eingeleitet. 50 Steuerfahnder durchsuchten Anfang Oktober die Strabag Büros in Moskau und befragten Mitarbeiter. Der Strabag wird vorgeworfen, 2,5 Millionen Euro an Steuern nicht bezahlt zu haben.

Der österreichische Baukonzern beruft sich jedoch auf Subunternehmer, die die Steuer abführen hätten müssen. Laut einem Ermittler, der von der russischen Zeitung RBK daily zitiert wurde, werden derzeit Expertisen durchgeführt, um die konkreten Straftäter festzustellen.

Auf dem Prüfstein soll auch die Beteiligung der Strabag am Infrastrukturdeveloper DB Development stehen. Die Strabag sei daran interessiert, ihren Anteil von 49 Prozent auf zehn Prozent zu senken, bestätigte Dmitrij Garkuscha, Generaldirektor von DB Development der russischen Tageszeitung Wedomosti. Laut Strabag-Russland-Vorstand Alexander Ortenberg würden jedoch derzeit keine Gespräche über eine Reduzierung des Anteils geführt. An dem Gemeinschaftsunternehmen sind die Strabag und die Deutsche Bank zu je 49 Prozent beteiligt. Garkuscha hält zwei Prozent. (Verena Diethelm, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2009)