Wien - In den vergangenen Tagen haben die Börsen zu einer kurzen Korrektur angesetzt. Dabei hat es kleine Märkte - wie die Wiener Börse - stark getroffen. Mehr als fünf Prozent haben Anleger am Wiener Markt eingebüßt. Blickt man weiter zurück, dann zeigt sich, dass die Wertentwicklung vom heimischen Leitindex durchaus passabel ist. Im Vergleich mit dem deutschen Dax oder dem US-Index S&P 500 (auf Euro-Basis) konnten Anleger mit dem ATX seit Jahresbeginn - mit Abstand - am meisten verdienen.

Unternehmensgewinne im Plus

"Das liegt daran, dass die erwarteten Unternehmensgewinne für das nächste Jahr wieder deutlich im Plus liegen" , erklärt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank (RZB). "Die Unternehmensgewinne sind einer der wichtigsten Faktoren, wenn man Indizes vergleicht" , erklärt Brezinschek. Für das kommende Jahr erwarten Analysten, dass die Gewinne der ATX-Unternehmen im Schnitt um 60 Prozent steigen werden. Für die Dax-Unternehmen wird ein Plus von 37 Prozent erwartet und im US-Index S&P 500 wird eine Steigerung um 24 Prozent angenommen. Damit löst der heimische Index auch eine weit größere Erwartungshaltung aus.

Für das laufende Jahr lagen die Erwartungen deutlich schwächer. Für ATX-Unternehmen wurde ein Gewinn-Minus von 36 Prozent angenommen, bei Dax-Unternehmen 5,1 Prozent und beim S&P 500 waren es minus 4,6 Prozent. In diesen Erwartungshaltungen zeige sich auch der deutliche Abstand nach unten und nach oben für den ATX, erklärt Brezinschek.

Man dürfe auch nicht vergessen, "dass die Märkte von einem niedrigerem Niveau gestartet sind. Der ATX hat 2008 mehr als 60 Prozent verloren und heuer deutliche Verluste bei den Unternehmensgewinnen hinnehmen müssen. Beim S&P 500 fallen Schwankungen zudem schwächer aus, "weil der Index breiter gewichtet ist" . Im Gegensatz zum Dax und ATX (30 und 20 Werte, die noch dazu konjunkturabhängig sind) notieren im S&P die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen. Langfristig sind die Börsen auf Erholung eingestellt.

"Panik ist vorbei"

"Die Panik, dass das Finanzsystem oder das Weltwirtschaftsgefüge zusammenbrechen ist vorbei" , beschreibt Ulrich Kater, Chefanalyst der Deka-Bank, die "heurige Börsen-Story" . Die Konjunkturpakete, die ab März schnell und in bisher unbekanntem Ausmaß verteilt wurden, hätten die Panik gestoppt. "Jetzt treten wir ein in die Phase 'Die Welt nach der Krise', in der sich neue Trends bilden" , sagt Kater zum Standard. Das Wachstum kehre zurück, Korrekturen werde es dennoch geben.

Eine solche ortet RZB-Analyst Brezinschek für das erste Halbjahr 2010. Dann würden die Notenbanken beginnen, die Überschussliquidität wieder abzuziehen. Allein im Juni 2010 wird der 1-Jahres-Tender von 442 Mrd. Euro fällig, den die Europäische Zentralbank ausgegeben hat. Weil dieses Geld zum Teil auch an den Börsen geparkt wurde, werde der Abzug dieser Mittel für Ausschläge sorgen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2009)