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Zurück "in die Steinzeit" heißt es zwar nicht für den Autobauer, aber ganz verschont von der Branchenkrise bleiben auch die Wolfsburger nicht.

Foto: Reuters/Roddis

Wolfsburg - Die schwere Branchenkrise hat Europas größten Autobauer Volkswagen eingeholt. Zwar baute der Konzern seinen Weltmarktanteil in den ersten neun Monaten aus, beim Gewinn mussten die Wolfsburger aber kräftige Rückgänge hinnehmen. Besonders die Kernmarke Volkswagen ließ Federn.

VW blieb aber in den schwarzen Zahlen und erwartet für das Gesamtjahr einen Gewinn - auch wenn das Vorjahresergebnis voraussichtlich nicht erreicht werde. VW gehe nach wie vor davon aus, die Krise besser als die Konkurrenz zu bestehen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Im dritten Quartal konnte VW den Konzernabsatz zwar noch um vier Prozent steigern, das operative Ergebnis brach aber um 81 Prozent auf 278 Mio. Euro ein. Der Umsatz schrumpfte um zehn Prozent auf 25,9 Mrd. Euro.

Für die ersten neun Monaten summierten sich prozentual zweistellige Rückgänge bei allen wesentlichen Ergebnisziffern. Unter dem Strich erwirtschaftete VW von Jänner bis September nur noch einen Gewinn von 655 Millionen Euro - nach 3,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Auslieferungen auf Vorjahresniveau

Die Auslieferungen blieben in den ersten neuen Monaten mit knapp 4,8 Millionen Autos etwa auf Vorjahresniveau, der Absatz sank um 4,9 Prozent, der Umsatz ging um 9,7 Prozent auf 77,2 Mrd. Euro zurück. VW hatte vor allem von der Abwrackprämie profitiert - die kurbelte aber vor allem den Verkauf von kleineren, günstigeren Autos an - mit geringeren Gewinnmargen.

Besonders betroffen von der Entwicklung war die Kernmarke Volkswagen. Ihr operatives Ergebnis sank in den ersten neun Monaten um 82,3 Prozent oder mehr als 1,5 Mrd. Euro auf 335 Mio. Euro. Der Absatz ging um knapp 10 Prozent auf 2,5 Millionen Autos zurückging. Ertragsstark zeigte sich dagegen die Premiummarke Audi, die immer noch ein Ergebnis von fast 1,2 Milliarden Euro vorlegen konnte und damit wesentlich zum Konzernergebnis beitrug. Ihr Absatz nahm um 12,2 Prozent ab.

Der Beitrag der tschechischen Tochter Skoda schrumpfte von 455 auf 162 Millionen Euro. Die spanische Tochter Seat sackte noch tiefer in die roten Zahlen - mit einem Verlust von 228 Mio. Euro. Auch Bentley schrieb Verluste. Die Nutzfahrzeuge konnten sich nur durch den Erlös aus dem Verkauf des brasilianischen Lkw-Geschäfts an MAN von 600 Mio. Euro in der Gewinnzone halten.

VW-Chef Martin Winterkorn betonte dennoch: "Der Volkswagen-Konzern behauptet sich trotz aller Widrigkeiten ausgesprochen gut." Während der Weltmarkt um 12 Prozent nachgab, verzeichne VW ein stabiles Auslieferungsniveau. Der Konzern mit seinen vielen verschiedenen Marken sei "auch in schwierigen Zeiten gut aufgestellt." Das Geschäftsklima bleibe aber rau.

Finanziell gut gerüstet

Auch finanziell ist der Konzern vor der anstehenden Übernahme des Sportwagenbauers Porsche gut gerüstet. Ende September hatte VW den Angaben zufolge 13,4 Mrd. Euro in der Kasse, 5,4 Milliarden mehr als Ende vergangenen Jahres.

Bis Ende 2009 will VW knapp 50 Prozent an Porsche übernehmen und dafür 3,9 Mrd. Euro zahlen. Bis 2011 soll die Sportwagenschmiede als zehnte Marke in den VW- Konzern eingegliedert werden. Zur Refinanzierung plant VW die Erhöhung des Vorzugskapitals im ersten Halbjahr 2010 und will sich dies auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Dezember genehmigen lassen.

Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch erwartet für das kommende Jahr keine wesentliche Belebung der Automärkte. Nach dem Auslaufen der staatlichen Stützungsmaßnahmen müsse man bezüglich der wahren Nachfrage vorsichtig bleiben, sagte er bei einer Telefonkonferenz. Beim schwierigen Marktumfeld werde es bleiben. Die durch die Abwrackprämie aufgelaufenen Bestellungen reichten aber noch bis ins kommende Jahr hinein und federten damit den erwarteten Nachfragerückgang ab. (APA)