Wien - In der Causa um den angeschlagenen Kärntner Finanzdienstleister AvW gibt es eine weitere Klage. Anlegeranwalt Michael Bauer will, dass die AvW Invest für mutmaßlich unerlaubte Handlungen und fehlerhafte Beratungen ihres ehemaligen Vorstands Hans Linz sowie für einen AvW-Finanzdienstleistungsassistenten, der gleichzeitig Geschäftsführer von Linz' Finanzfirma HLF war, haftet. Das berichtet das "WirtschaftsBlatt" (Donnerstag). Bauer fordere namens eines Anlegers 372.000 Euro.

Linz war wie berichtet einer der wichtigsten Vermittler der umstrittenen AvW-Genussscheine. Er hat die Papiere, deren Rückkauf die AvW vor einem Jahr eingestellt hat, an 3.500 Kunden verkauft. Insgesamt sitzen 12.000 Investoren auf ihren AvW-Genussscheinen. Linz' mittlerweile pleitegegangene HLF hat laut früheren Angaben ihres Chefs 60 Prozent ihres Umsatzes mit den AvW-Papieren gemacht.

"Spezialkunden"

Laut Klage soll Linz seinen "Spezialkunden" die Scheine ohne Agio, aber gegen Bargeld und Übernahmebestätigung bzw. Treuhandvereinbarung angedient haben. Insgesamt soll der langjährige Präsident und Hauptsponsor des Fußballvereins DSV Leoben damit 30 Mio. Euro eingesammelt haben, so der Vorwurf laut Zeitung. Gegenüber der Finanzmarktaufsicht (FMA) habe Linz ausgesagt, dass diese Vorgangsweise mit AvW-Chef Wolgang Auer-Welsbach abgesprochen gewesen sei. Dieser wiederum habe bei seiner Beschuldigtenvernehmung ausgesagt, Treuhandverträge seien verboten und Linz sei "als Partner nicht ermächtigt gewesen, Geld entgegenzunehmen". Bauer, der in der Causa AvW mit dem steirischen Rechtsvertreter Erich Holzinger zusammenarbeitet, orte in Linz einen "Erfüllungsgehilfen" der AvW Invest. Diese hafte für "dubiose Handlungen" ihres ehemaligen Vorstands, schreibt die Zeitung.

Kein Kommentar

Linz, von Ende 1998 bis Anfang 2008 im AvW-Vorstand, wollte die Klage heute nicht kommentieren. "Ich hoffe, dass durch das Gutachten die Bestätigung kommt, dass ich nichts getan habe", sagte er am Donnerstag. Das Gutachten des Sachverständigen Fritz Kleiner, der bereits im BAWAG- und Heberstein-Prozess tätig war, dürfte wahrscheinlich nicht vor Jahresende fertig sein. Linz selbst sagt, dass er "niemanden betrogen habe".

AvW-Vorstand Arnulf Komposch ist laut "WirtschaftsBlatt" der Ansicht, dass die AvW Invest prinzipiell "nicht für mutmaßlich betrügerische Handlungen des Herrn Linz hafte", wollte aber "ein laufendes Verfahren nicht kommentieren". In der Causa AvW sind derzeit 44 Zivilverfahren anhängig, so die Zeitung. (APA)