Salzburg - Die Salzburger Osterfestspiele sind in die Zwickmühle geraten. Einerseits erwägen die Berliner Philharmoniker, die seit Herbert von Karajans Zeiten Oper und Konzert des Nobelfestivals bestreiten, Salzburg abzusagen und zu Ostern in Baden-Baden zu spielen. Zum anderen will der designierte Intendant der Sommerfestspiele, Alexander Pereira, das 1967 von Karajan gegründete Festival programmatisch und organisatorisch eng an die Sommerfestspiele binden, wie das Nachrichtenmagazin "News" berichtet. Beides würde den Verlust an künstlerischer Eigenständigkeit der Osterfestspiele bedeuten. Der Geschäftsführer der Osterfestspiele Salzburg Michael Dewitte und Karajans Witwe Eliette waren vorerst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Übernahme im Sommer?

Die Stadt Baden-Baden hat den Berliner Philharmonikern angeboten, zu Ostern ein eigenes Festival zu gestalten. Dieser Tage stimmt das Orchester über diesen Plan ab. Diesem drohenden Abgang des Orchesters will Pereira begegnen, indem er die Osterfestspiele und die Sommerfestspiele "eng zu einander führt". Das heißt konkret: Die Oper der Osterfestspiele soll im Sommer vom großen Bruder übernommen werden. Bisher haben die Osterfestspiele unabhängig produziert und ihre Oper entweder eigens für zwei Vorstellungen in Salzburg erarbeitet oder - wie in den vergangenen Jahren beim "Ring des Nibelungen" - mit Aix-en-Provence koproduziert.

Gezeigt werden soll die Oper der Osterfestspiele also auch im Sommer. Aber nicht wie zu Karajans Zeit üblich mit den Wienern, sondern mit den Berliner Philharmonikern im Graben. Dem Aufschrei aus Wien versucht Pereira mit einem Gegenangebot den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Wir kriegen im Sommer eine weitgehend fertige Premiere. Diese Ersparnis an kostbarer Probenzeit macht es mir möglich, den Wienern eine zusätzliche Produktion, zumindest eine Wiederaufnahme, anzubieten. Das ergibt mehr Sinn, als zu Ostern für zwei Vorstellungen sechs Wochen zu proben und dann im Sommer praktisch wieder von vorn zu beginnen."

Die Zusammenarbeit zwischen Ostern und Sommer soll bereits 2012 mit "Carmen" beginnen und alljährlich fortgesetzt werden. An der Struktur der Osterfestspiele als Ges.m.b.H. soll sich zwar nichts ändern. Doch kündigte Pereira "Synergien im Hinblick auf Organisation und Management" an. "Natürlich muss der Intendant der Sommerfestspiele eingebunden sein. Schließlich muss das Programm koordiniert und die Verwaltung schlank werden."

Deutsche Bank unterstützt Umschichtung

Damit dürfte die künstlerische und inhaltliche Eigenständigkeit der Osterfestspiele Geschichte sein. Denn Pereira, der seinem Ruf als großer Sponsoren-Auftreiber schon vor offiziellem Amtsantritt im Herbst 2011 alle Ehre macht, hat auch einen neuen Geldgeber im Ärmel. Der gleichermaßen umstrittene wie zahlungskräftige Josef Ackermann von der Deutschen Bank soll Pereiras Umschichtung der Salzburger Opernlandschaft mit einem "maßgeblichen" Betrag mitfinanzieren.

Für diesen Fall soll laut "News" auch die Politik von Stadt und Land das Aufstocken der Subventionen auf 600.000 Euro zugesagt habe. "Diese Meldung ist frei erfunden. Ja, es gibt Gespräche über eine Neuordnung rund um die Salzburger Osterfestspiele. Aber noch ist nichts spruchreif und von zusätzlichem Steuergeld für die Osterfestspiele kann keine Rede sein", so Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden, Mitglied des Festspielkuratoriums.

Die Wiener Philharmoniker, bisher unumstrittene Nummer Eins bei den Opern im Sommer, reagierten reserviert auf die Ankündigung, sich mit dem direkten Konkurrenten jetzt auch im Sommer in Salzburg vergleichen zu müssen. "Das ist aber eine heikle interne Angelegenheit, die wir erst diskutieren müssen", so Vorstand Clemens Hellsberg. 

Oper mit den Berlinern

"Ein Abwandern der Berliner Philharmoniker aus Salzburg wäre für die Kulturnation Österreich ein herber Verlust. Die geplante Partnerschaft zwischen den Osterfestspielen und den Salzburger Festspielen dient dazu, dieses Spitzen-Orchester weiterhin an Salzburg zu binden", relativierte Alexander Pereira am  Mittwochnachmittag die Vorabmeldung.

"Eine Oper mir den Berliner Philharmonikern im Graben würden auch das Programm der Sommerfestspiele bereichern", so Pereira, der zur Zeit noch das Opernhaus in Zürich leitet. "Von einer Übernahme oder von Schlucken der Osterfestspiele kann keine Rede sein. Denn das würde die Künstler wie Simon Rattle vertreiben. Mir geht es aber darum, die Künstler für Salzburg zu erhalten."

Pereira betonte, er denke nicht daran, den Osterfestspielen inhaltlich Vorschriften zu machen. "Aber es ist wenig zielführend und zunehmend schwer zu finanzieren, eine Oper zu erarbeiten nur für zwei Vorstellungen zu Ostern. Besser ist es, diese Oper mit wenigen Auffrischungsproben auch im Sommer zeigen zu können. Damit gewinnt man außerdem Probe-Kapazitäten für zusätzliche Projekte mit den Wiener Philharmonikern im Sommer. Natürlich müssten die Titel der Stücke mit allen Beteiligten abgesprochen und die Sänger gemeinsam ausgesucht werden. Aber an der Eigenständigkeit der Osterfestspiele ändert das nichts", so Pereira, der die Festspiele schon vor seiner Intendanz mit einer "Rettungsaktion" für die Auftritte der Berliner Philharmoniker in Salzburg prägen will. (APA)