Nach 30 Minuten Partnerwechsel: Auf der Bio-Europe finden Life-Science-Unternehmen auf neue Art zusammen.

Ab 2. November geben sich in der Wiener Hofburg die Wissenschafter die Klinke in die Hand. Die Bio-Europe 09 wird eröffnet. Über 2500 Delegierte aus dem Biotech- und Pharmabereich treffen sich, um in Vorträgen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen den Zustand ihrer Branche zu erörtern. Aber nicht nur. Man will sich kennenlernen. Und zwar möglichst effizient, d. h.: unterstützt von Technologie. Wer jetzt an professionelle Partnerschaftsvermittlung denkt, liegt nicht ganz falsch.

Die Hauptattraktion an der von der EBDgroup, die auf Beratung und Vermittlung im Life-Science-Bereich spezialisiert ist, veranstalteten Bio-Europe ist das Partnering. Im Vorfeld der Veranstaltung reichen die Teilnehmer ihre Kontaktdaten ein, die nach standardisierten Kriterien erfasst werden, nämlich nach Produkt, Technologie, nach Kategorie des Unternehmens, danach, in welcher Phase der Entwicklung das Produkt oder die Technologie steht. Bis zu einer Woche vor der Veranstaltung kann man Einsicht in die Profile nehmen und "Meeting-Anfragen" stellen. Eine Software erstellt aus allen passiven und aktiven Anfragen einen individuellen Meeting-Kalender. Am Tag des Meetings geht es dann zur Sache.

Speed-Dating

Die Partnerschaftsaspiranten treffen sich in Kabinen mit einem Tisch und vier Sesseln. Für das konzentrierte Kennenlernen sind dreißig Minuten veranschlagt. Dann ertönt die Glocke, und das Speed-Dating geht in die nächste Runde.

Ob und was sich daraus entwickelt, ob und wer mit wem Hand in Hand in den Sonnenuntergang reitet, bleibt natürlich offen. Darüber gibt es auch aus vorangegangenen Veranstaltungen keine Daten. Michaela Fritz vom Austria Wirtschaftsservice, die gemeinsam mit Eva Czernohorsky vom Wiener Zentrum für Innovation und Technologie die Geschäfte der LISA Vienna Region (einer Service- und Marketingeinrichtung für Biotech, Medtech und Pharma) führt, war schon mehrere Male mit dabei.

"Abschlüsse werden in diesen Meetings keine gemacht. Es geht um das Kennenlernen von Angesicht zu Angesicht. Oft ist ein solches Treffen der Grundstein für eine Kooperation, die Jahre später und nach einer Reihe von Meetings entsteht - wenn die Chemie stimmt." Gesucht werden in erster Linie Kooperationspartner, in zweiter Linie Kapital. Die klassische Kundengewinnung ist natürlich immer ein Thema. In diesem Jahr gibt es ein weiteres Überthema. Wie vermarkte ich mein Produkt in der Krise? "Wir konnten nicht abschätzen, auf wie viel Interesse die Messe unter den Vorzeichen der Krise stoßen wird. Messen sind ja auch teuer. Aber es wird deutlich mehr Teilnehmer geben als im letzten Jahr in Mannheim", äußert sich Michaela Fritz, die die Bio-Europe nach Wien gebracht hat, positiv.

Dass Wien den Zuschlag als Veranstaltungsort bekommen hat, wertet sie als weiteres positives Zeichen. "Wien ist in der Welt der Life-Science sichtbarer geworden. 50 österreichische Firmen können den Heimvorteil nutzen. Unternehmen wie Intercell waren Wegbereiter, und Player wie der deutsche Pharma-Hersteller Boehringer Ingelheim, der hier einen Standort unterhält, haben ebenfalls dazu beigetragen." (Bettina Stimeder/DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2009)