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Afrika ist ein Kontinent aus Sägemehl. Mittendrin, umgeben von Strand- und Spielplatzinventar, hat's der britische Entwicklungshelfer kommod. In Richard Beans Die Gottesbelästigung hat "Clash" weniger mit Samuel Huntington als mit Joe Strummer zu tun: "White Riot" prangt hinten auf der Lederjacke des welterfahrenen Keith. Im Quartier in Tambia leisten ihm zwei Einheimische Gesellschaft: Monday, ein Laufbursche auf Brautschau, der dann doch lieber einen CD-Ständer als einen brauchbaren Mais-Silo entwirft. Und die verheiratete, verschleierte Ibrahima, die für Geld mit dem Entwicklungshelfer schläft. Verstärkung kommt von dort, wo die Postcolonial Studies blühen: Laura hat die Cosmo im Handgepäck und den "Koran für Idioten" . Mit viel Gespür für Situationskomik inszeniert Stephan Casimir: Im Frau-zu-Frau-Gespräch zwischen Laura (Diana Kashlan) und Ibrahima (Tatjana Velimirov) blubbert die Burkaträgerin ihren Part trickfilmexaltiert mit dem Strohhalm in die Coladose. Hubert Dragaschnig ist extrem präsent, und das ist nicht nur eine Stärke, sondern auch die Crux der Produktion (Theater Kosmos): Im Sound, den sein Keith kreiert, werden Auspeitschungen, Genitalverstümmelung und Bandenkriege gerade einmal zu Störgeräuschen. (pen/DER STANDARD, Printausgabe, 28. 10. 2009)