Wien - Die offiziellen Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag haben auch heuer wieder tausende Österreicher in die Wiener Innenstadt gelockt. Allein am Montagvormittag kamen laut Angaben des Bundesheeres rund 350.000 Besucher zum Wiener Heldenplatz, um die Leistungsschau des Heeres zu besichtigen. Bundeskanzler Werner Faymann betonte in seiner Rede anlässlich des Sonderministerrates, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen. Bundespräsident Heinz Fischer forderte Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise.

Die Krise sei noch nicht überwunden, weshalb die Politik weiterhin gefordert sei, mahnte Fischer in seiner Fernsehansprache zum Nationalfeiertag. Auch müsse man aus den Fehlern der vergangenen Jahre lernen und entsprechende Konsequenzen ziehen, forderte der Bundespräsident im Hinblick auf "abenteuerliche Spekulationen" und "Exzesse bei Bonuszahlungen". Es gebe keine perfekte Demokratie, aber "viele gute Gründe, auf Österreich stolz zu sein". Am Nationalfeiertag gehe es auch um die "rot-weiß-rote Identität" und um Grundwerte wie Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit.

Eröffnet wurde der Nationalfeiertag vom offiziellen Österreich traditionell mit Kranzniederlegungen in der Krypta am äußeren Burgtor. Danach fand sich die Regierung zu einem Sonderministerrat zusammen. "Die österreichische Erfolgsformel heißt: Gemeinsamkeit", erklärte Faymann in seiner Rede. Österreich brauche ein "sowohl als auch" und nicht ein "entweder oder", dies gelte auch für aktuelle Debatten wie jene um Sozialleistungen, Pensionen und die Bedingungen an den Hochschulen. Die Geschichte müsse eine Warnung sein, heute das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.

Wie jedes Jahr wurden auch heuer wieder Rekruten unter den Augen des Bundespräsidenten und der Regierung vor der Hofburg angelobt. Fischer betonte, das Bundesheer sei ein "Garant der inneren und äußeren Sicherheit unseres Landes" und sein Vertrauen sei trotz der jüngsten Bundesheer-Unfälle in Allentsteig "in vollem Umfang aufrecht". Auch Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) erklärte, das Bundesheer würde seine Aufgabe, Menschen Schutz und Hilfe zu bieten, täglich erfüllen. Ohne das Heer würde der Gesellschaft etwas fehlen, dies sollten auch die Kritiker nach den Allentsteig-Vorfällen bedenken. An die 1.159 Rekruten aus ganz Österreich appellierte Darabos, nie zu vergessen, dass sie ihren Einsatz dafür leisteten, um das Land "frei, demokratisch und weltoffen" zu erhalten.

Bürgernah gaben sich am Nationalfeiertag die Hofburg, das Parlament und mehrere Ministerien, die zu einem Tag der offenen Tür geladen hatten. Besonders groß war der Ansturm auf ein Treffen mit dem Bundespräsidenten, dem auch überraschend viele ausländische Gäste ihre Aufwartung machten. Ob Fischer bei der kommenden Bundespräsidentenwahl wieder antritt, fragte kaum jemand - die meisten gingen nämlich ohnehin davon aus und wünschten dem Staatsoberhaupt schon jetzt alles Gute.

Wer ein Autogramm des Kanzlers ergattern wollte, musste sich rund 20 Minuten anstellen, dafür ließ Faymann aber auch keine Hand ungeschüttelt. Warten hieß es auch vor dem Parlament, dort dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis man das Hohe Haus nach akribischen Sicherheitschecks besichtigen konnte. Belohnt wurde die Geduld der Besucher mit teils exklusiven Einblicken in die Räumlichkeiten des Parlaments und der Möglichkeit, mit dem einen oder anderen Abgeordneten zu plaudern.

Größte Attraktion des Tages war aber einmal mehr die Leistungsschau des Bundesheeres am Heldenplatz. Dort konnte man Panzer, Hubschrauber und ein Modell des Eurofighters aus nächster Nähe besichtigen oder sich auf der 300 Meter langen Seilrutsche "Spider Rock" mutig einen Überblick über das Geschehen verschaffen. Bereits am Freitag und Samstag verzeichnete das Bundesheer 450.000 Besucher, Montagvormittag hatten sich laut Schätzung rund 350.000 Menschen am Heldenplatz getummelt. Insgesamt rechnet das Heer mit einem Besucherrekord von 850.000 Schaulustigen.

Grüne und FPÖ nutzten den Nationalfeiertag, um Kritik an der Regierung zu üben. FPÖ-Chef Heinz Christian Strache warf den Koalitionsparteien vor, den Sorgen und Problemen der Bevölkerung gleichgültig gegenüber zu stehen. Bessere Antworten auf die Wirtschaftskrise forderte hingegen Grünen-Chefin Eva Glawischnig. (APA)