Jerusalem - Bei neuen Unruhen im Bereich des Tempelbergs in Jerusalem sind Sonntag früh zwölf Palästinenser festgenommen worden. Ein israelischer Polizeisprecher sagte, junge Muslime hätten Steine und eine Brandflasche auf Polizisten geworfen. Diese seien zu einer Routinepatrouille unterwegs auf der Stätte gewesen, die von Muslimen als Haram al-Sharif (Edles Heiligtum) verehrt wird. Ein Polizist habe leichte Verletzungen erlitten. Die Sicherheitskräfte hätten Blendgranaten eingesetzt, um die Demonstranten zu vertreiben.

Israelische Medien berichteten, in der Al-Aksa-Moschee auf der Anhöhe in Jerusalems Altstadt hätten sich mehrere Dutzend junge Muslime verschanzt. Nach der gewalttätigen Demonstration riegelte die Polizei den Zugang zum Tempelberg ab. Polizeisprecher Mickey Rosenfeld sagte, in den nahe gelegenen Gassen in Jerusalems Altstadt komme es weiterhin zu Steinwürfen. Die Polizei sei in erhöhter Alarmbereitschaft. Muslimische religiöse Repräsentanten hatten am Wochenende dazu aufgerufen, den Tempelberg vor einer "jüdischen Eroberung" zu verteidigen.

Die Proteste stehen offenbar im Zusammenhang mit einem Treffen der rechtsextremen "Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte auf dem Tempelberg" am Samstag in Jerusalem. Die jüdische Vereinigung, die von Rabbinern und rechtsgerichteten Abgeordneten unterstützt wird, wollte nach Angaben des Rundfunks eine Massendemonstration von Juden auf dem Tempelberg organisieren. Laut Polizei riefen nach dem Treffen auch Palästinenser und israelische Araber zu Protesten auf. Die Sicherheitskräfte verstärkten ihre Patrouillen.

Bereits Ende September, vor dem jüdischen Feiertag Yom Kippur, waren auf dem Tempelberg bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern rund 30 Menschen verletzt worden. Der Berg ist die Stätte des im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstörten zweiten Jerusalemer Tempels. Er ist daher der heiligste Ort des Judentums. Heute stehen jedoch zwei islamische Moscheen, die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, auf der Anhöhe. Der Ort gilt als drittheiligste Stätte des Islam nach Mekka und Medina. (APA/AP)