Wintersemester 2009 in Österreich: DJ-Musik im Audimax. Fußballschauen im Hörsaal. Koch-Sessions in der Uni. Und endlich wieder mal in einem öffentlichen Gebäude pofeln dürfen: Für die Studierenden ist das Sit-in im Auditorium Maximum der Universität Wien Party, Protest und Hilfeschrei in einem. - Recht haben sie.

Irgendwer muss ja endlich aufstehen, nachdem Aufschreien offenkundig weder diese Regierung noch die davor auch nur irgendwie gekratzt hat. Denn auf die Missstände im Hochschulbereich - insbesondere an den Universitäten, die gegenüber den Fachhochschulen regelrecht mit politischem Vorsatz der Verrottung preisgegeben werden - machen die dort Verantwortlichen, die Rektoren, seit vielen Jahren aufmerksam und durften sich dafür von den politisch Verantwortlichen als hysterische Kassandras hinstellen lassen. Dabei haben sie nur das ausgesprochen, was Faktum ist: Die Universitäten haben viel zu wenig Geld. Seit Jahren. Man muss dazu erst gar nicht das Reizthema Studiengebühren bemühen. Das ist ein Randthema, das vom Grundproblem trefflich ablenkt. Ins Herz der Finsternis, dem klaffenden Finanzloch, trauen sich nämlich auch die Kämpfer gegen Studiengebühren nicht hinein.

Das ist das Dilemma in der hiesigen Uni-Politik. Sie ist de facto inexistent. Intellektueller Unverstand, ideologischer Unwille, politisches Unvermögen - was immer die Gründe sein mögen, es ist ein politisches Nichts, das die Universitäten umzingelt. Faktisch wird der ganze Laden einem überlassen: Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP). Dem bleibt nur, sich als Notfallminister von einer Wiederbelebung der Unis zur nächsten zu hanteln.

Und die Regierung? Gab es von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) jemals einen inspirierenden, zukunftsweisenden Gedanken zur Uni-Politik? Eben. Pröll hat in seiner großspurigen Rede zur Lage der Nation lieber eine artifizielle "Arbeit muss sich wieder lohnen" -Debatte eröffnet, zu den Universitäten aber fielen ihm ganze drei Sätze ein. Und die waren Allgemeinplätze. Die SPÖ tut sowieso so, als hätte sie mit dem Uni-Schlamassel nichts zu tun - als ob sie sich vor zu viel Wahrheit fürchtet. Dann schon lieber im schönen Schein des angeblich "freien Hochschulzugangs" politisch herumirrlichtern.

Das ist etwas dürftig für eine Regierung. Im Uni-Bereich ist Rot-Schwarz bis jetzt ein Totalversager. Diese Regierung muss die Uni-Finanzierungsfrage lösen - dann hat sie auch ihre Antwort auf die Frage, welchen Grad an Freiheit des Hochschulzugangs sie sich und für das Land leisten will. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD Printausgabe, 24.10.2009)