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Was passiert mit Facebook-Profilen von Verstorbenen? Die Social-Network-Seite will künftig "Erinnerungs-Profile" anbieten. Diese "sollen ein Ort sein, an dem Menschen ihre Erinnerungen teilen an denjenigen, der von uns gegangen ist", erklärte Facebook-Sicherheitsdirektor Max Kelly (Artikel).

Foto: AP/Thomas Kienzle

"Liebe Sarah! Wie es scheint, bin ich nicht mehr unter den Lebenden ..." Wer eine E-Mail mit so einer Begrüßung empfängt, hat nicht etwa eine Nachricht aus dem Jenseits erhalten. Vielmehr macht es nun das Internet möglich, dass Tote Angehörigen eine letzte Nachricht durch das World Wide Web schicken können. 

"Stell dir vor, du stirbst mit deinen Passwörtern im Kopf, du verlässt deine Arbeitskollegen ohne den Zugang zu wichtigen Daten. Stell dir vor, deine Angehörigen können sich nicht in deinen Bank-Account einloggen, oder dass du mit einem Geheimnis stirbst, das du dein Leben lang offenbaren wolltest", wirbt das Unternehmen "deathswitch", auf seiner Homepage. 

Den Tod überwinden

"Bridging Mortality", was übersetzt so viel heißt wie "die Sterblichkeit überwinden", ist der Slogan des Unternehmens. Ein "deathswitch", das ist ein System, dass die Nutzer regelmäßig - wie oft das bestimmt der Kunde - fragt, ob sie noch leben. Reagiert der Kunde auf diese Frage wiederholt nicht, so wird angenommen, dass er tot ist. Die Nachricht, die er zu Lebzeiten für seine Freunde geschrieben hat, wird versendet. 

Ähnlich funktioniert "legacy locker". Der Kunde gibt die Webseite, Passwörter und Benutzernamen in das System ein und bestimmt, welcher seiner Angehörigen diese Daten "erbt". Zusätzlich kann man Briefe und selbst Videos an die Hinterbliebenen auf legacy locker uploaden. Danach legt der Nutzer so genannte "verifier" fest, die den Totenschein an legacy locker schicken müssen. Wurde der Tod nachgewiesen, werden Nachrichten, Videos und Passwörter an die jeweiligen Erben freigegeben.

Der Bruder erbt das iTunes-Konto

Aimee Arvan ist auf Facebook eines der 25 Mitglieder Fangruppe von "legacy locker". Wenn ihr "etwas passiert" bekommt ihre beste Freundin ihre Zugangsdaten für Facebook. "Sie soll Veranstaltungen koordinieren und Menschen dazu ermutigen, Geld an wohltätige Organisationen zu spenden", erklärt sie. Ihr Bruder wird ihr Guthaben bei iTunes erben. 

Ein bisschen morbid, "Slightly Morbid", wie sich ein anderes Unternehmen selbstironisch nennt, scheinen diese neuen Geschäftsideen. Bei Slightly Morbid kann der Kunde sogar festlegen, wer im Todesfall benachrichtigt wird und wer eine Nachricht erhalten soll, falls er "nur" so stark behindert ist, dass er das Internet nicht mehr nutzen kann.

"Daten könnten in falsche Hände geraten"

Alle diese Unternehmen versichern, dass die Daten, die auf ihren Servern abgespeichert werden, vor fremden Zugriffen geschützt sind. Potentielle Kunden können sie damit aber nicht überzeugen. "Ich hätte da zu wenig vertrauen. Meine Daten könnten in falsche Hände geraten", erklärt Facebook-Nutzerin Sonja Mascha. "Es gibt immer kluge Köpfe, die Sperren umgehen können. Ich würde Informationen über mein Online-Bankkonto eher bei einem Notar hinterlegen", sagt sie. 

Michael Sams findet diese neuen Dienste gut. Der Student ist Mitglied bei Facebook und studiVZ und spielt regelmäßig das Online-Rollenspiel "World of Warcraft". "Die billigere Version wäre halt, dass man einfach einem Bekannten ein Blatt Papier mit den Passwörtern gibt. Da man die aber öfter aktualisiert und ändert, ist das vielleicht nicht die beste Variante", glaubt er. "Legacy locker" kostet zum Beispiel dreißig Dollar (umgerechnet ca. 20 Euro) im Jahr. "Hätte ich mehr Geld, würde ich mir so einen Dienst vielleicht sogar kaufen", sagt Sams. 

"Wenn ich von hier, wo ich jetzt bin, einen Weg finde, mit dir zu kommunizieren werde ich es tun", heißt es in einem Beispielbrief des Anbieters "deathswitch". Dieser Weg wurde eigentlich schon gefunden. (Lisa Aigner, derStandard.at, 30.10.2009)