Es waren keine ersten "israelisch-iranischen Atomgespräche", wie es Agenturen am Donnerstag etwas vorlaut verkündeten. Im Rahmen einer multilateralen Atomkonferenz in Kairo sind israelische und iranische Vertreter an einem Tisch gesessen und haben das Wort aneinandergerichtet. Und das ist nicht nichts, auch wenn es von "Atomgesprächen" meilenweit entfernt ist.

Wobei in Kairo offenbar kein Satz gesagt wurde, der außerhalb des Erwartbaren gestanden wäre. Iran hat Israels Atomwaffen angesprochen und die eigenen friedlichen Absichten betont, und Israel hat daran erinnert, dass Iran nicht das erste Land in der Region wäre, das den Atomwaffensperrvertrag unterschreibt und trotzdem Atomwaffen will.

Selbstverständlich sehen israelische und iranische Offizielle einander in internationalen Foren regelmäßig - und gehen einander in der Regel hübsch aus dem Wege. Es gibt jedoch auch die Einrichtung von meist sehr geheimen, sogenannten "Track Two" -Schienen, zu denen Offizielle, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen - oft auch Vertreter bereits abgetretener Administrationen -, geschickt werden. Der meist multilaterale Kontext erlaubt ein unauffälliges Abtasten, und über ihre Eindrücke berichten die Teilnehmer - und das ist auch erwünscht so - danach ihren Regierungen.

Seit Mahmud Ahmadi-Nejad Präsident ist und im Iran so etwas wie eine stalinistische Wende stattfindet, ist das alles schwieriger geworden. Umso erstaunlicher der Austausch vor Zeugen in Kairo: Ein iranischer Offizieller, der einen israelischen Offiziellen direkt anspricht, traut sich was. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2009)