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Durften Kinder füttern: Laureen, Frau des kanadischen Premiers Stephen Harper, Sarah, Frau des britischen Premiers Gordon Brown, Margarida Sousa Uva, Frau des EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso, Gursharan Kaur, Frau des indischen Premiers Manmohan Singh, Josette Sheeran vom WFP und Nompumelo Ntuli, eine der drei Frauen des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma

Foto: APA/EPA/Montani

Stockholm - Als Anfang Juli in L'Aquila Spitzenpolitiker aus 28 Ländern sowie zehn internationale Organisationen anlässlich des G-8-Gipfels zu einem Treffen unter der Schirmherrschaft des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi anreisten, kamen auch etliche First Ladys nach Italien.

Ein Umstand, den sich die Organisation World Food Programme (WFP), deren Zentrale in Rom liegt, für sich nutzen wollte. Statt die völlig ausgebuchten Staatschefs einzuladen, wurden deren über ein etwas freieres Zeitschema verfügenden Ehefrauen in die WFP-Zentrale eingeladen, um auf die Hungerkrise in Afrika aufmerksam zu machen.

Sie sollten eine extra für diese mehrstündige Veranstaltung eingeflogene Gruppe von Kindern aus dem afrikanischen Ghana treffen. Die Kinder sollten den Politikerfrauen erzählen, wie WFP ihnen geholfen hat. Dabei blieb es aber nicht. In einem typischen von der Hilfsorganisation in Afrika benutzten Zelt, das direkt neben dem Mitarbeiter-Swimmingpool der WFP- Zentrale stand, wurden laut der schwedischen Entwicklungshilfedienst-Zeitung Omvärlden Sarah Brown, Margarita Barroso und andere Damen mit sehr bekannten Nachnamen dazu eingeladen, die Kinder aus Ghana mit der Originalfeldausrüstung der WFP, also großer silberner Suppenschüssel und großen Kellen, mit Sojamaisbrei zu füttern.

Die im Schulalter befindlichen Kinder mit ihren ordentlichen, gelben Pfadfinder-Uniformen und akkurat gebundenen roten Halsbändern machten höflich mit, wirkten aber etwas verdattert. Neben der moralischen Fragwürdigkeit dieser Veranstaltung kostete sie auch viel Geld. Laut der Internetzeitung City Press handelt es sich bei der Veranstaltung um eine der teuersten, die eine UN-Organisation seit langem arrangiert hat.

Aus Sicherheits- und Logistikgründen wurden die über 1000 Angestellten des WFP gebeten, während der Veranstaltung zu Hause zu bleiben. Die Sicherheitsmaßnahmen, die Auswahl der Kinder sowie deren Flugtransport sollen sich laut Inner City auf rund 500.000 Dollar belaufen.

"Wir wollten den First Ladies eindrücklich demonstrieren, womit wir konkret arbeiten, statt ihnen nur unsere Büroräume zu zeigen", sagt WFP-Sprecher Staffan de Mistura. Es tue ihm leid, wenn jemand dies falsch verstanden hätte, aber er sehe nichts Unmoralisches an der Veranstaltung. Ein paar First Ladies hätten zwar Essen ausgegeben, es aber neben die Kinder auf den Tisch gestellt. (André Anwar/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2009)