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Auf insgesamt 50 km² Fassaden- und 140 km² Dachfläche schätzen Experten das Potenzial der gebäudeintegrierten Photovoltaik in Österreich.

Foto: APA/Pfarrhofer

Weltweit befindet sich die Photovoltaik befindet sich mit Zuwachsraten von teilweise bis zu 100 Prozent klar in einer Aufbruchstimmung. Bis zum Jahr 2050 werde im Übrigen die gesamte Photovoltaik als "gebäudeintegrierte" Photovoltaik (GIPV) stattfinden, erklärte Hubert Fechner. Der Professor am Technikum Wien ist einer der Autoren einer Studie, die vom Klima- und Energiefonds (Klien) in Auftrag gegeben wurde und in der das technische Potenzial von gebäudeintegrierter Photovoltaik in Österreich auf rund 140 Quadratkilometer Dachfläche und rund 50 Quadratkilometer Fassadenfläche errechnet wurde (Link zur Studie siehe unten).

Gebäudeintegrierte Photovoltaik bedeutet die Substitution von Fassaden- und Dachelementen bzw. eine Erweiterung der Gebäudefunktionalität. Die PV-Elemente übernehmen also neben der Stromproduktion noch andere Funktionen im Gebäude, etwa Wetter- und Schallschutz, Dämmung oder Abschattung.

Großes Potenzial

Der jährliche Gesamtenergieverbrauch Österreichs liegt aktuell bei etwa 70 Terawattstunden (TWh; das sind 70 Milliarden Kilowattstunden, Anm.). Nicht einmal ein halbes Promille davon wird derzeit aus Photovoltaik gewonnen. Laut der 2007 festgelegten "Technologie-Roadmap für Photovoltaik" (pdf) sollte im Jahr 2050 schon ein Fünftel des Gesamtenergieverbrauchs (von dann geschätzten rund 100 TWh) mit Photovoltaik gewonnen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten theoretisch rund 60 Prozent des oben erwähnten Potenzials genutzt werden.

Da aber auch Freiflächen zur Anwendung kämen, und unter Berücksichtigung einer bis dahin eintretenden Wirkungsgradsteigerung, reduziert sich der potenzielle Flächenbedarf auf Gebäuden auf rund zehn Prozent. Nicht berücksichtigt in dieser Rechnung wurden im Übrigen weitere Anwendungsmöglichkeiten wie Lärmschutzwände.

Arbeitsplätze, Wertschöpfung

Der Studie zufolge könnten schon mit einem nur fünfprozentigen Anteil von PV-Strom am Gesamtstromverbrauch in Österreich 15.000 neue Arbeitsplätze bis 2020 geschaffen werden. Die gesamte Wertschöpfung würde sich auf drei Milliarden Euro belaufen, davon würden 2,5 Mrd. im Inland verbleiben. Heimische Unternehmen wie Isovolta oder Fronius, die sich darauf spezialisiert haben, produzieren derzeit nämlich fast ausschließlich für den Export, so Studienautor Fechner.

Um das gesamte Potenzial zu nutzen, müsse sich aber der Wirkungsgrad der PV-Technologie deutlich verbessern. Die Effizienzverluste durch nicht optimale Neigung und Ausrichtung der Module, Verschattung oder zu hohe Temperaturen ist fallweise beträchtlich. Insbesondere bei einer in die Fassade integrierten Anlage ist deshalb der Verschattungsfreiheit höchste Bedeutung beizumessen.

Die physikalisch theoretisch möglichen Wirkungsgrade werden von Experten mit 70 Prozent beziffert, im Labor erreiche man derzeit 43 Prozent, erklärte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Am Markt erhältliche Solarzellen kämen meist aber nicht über 20 Prozent hinaus, gemeinsam mit anderen Verlusten (Leitungsverluste, Umrichterverluste) betrage der typische Wirkungsgrad nur etwa zehn bis zwölf Prozent.

Fertighäuser als Zugpferde

Um den Ausbau der Photovoltaik in Österreich voranzutreiben, kündigte Höbarth am Mittwoch auch einen neuen Förderschwerpunkt für Fertighäuser an. Ein erstes Musterhaus in der "Blauen Lagune" bei Wr. Neudorf werde in wenigen Tagen eröffnet. "Die hohen Stückzahlen von Fertighäusern bergen ein bedeutendes Kostensenkungspotenzial. Durch eine Synergie könnte das zentrale Problem der GIPV, nämlich die hohen, individuellen Aufwendungen, gelöst werden, denn Fertighäuser zeichnen sich durch Standardisierung, Modularisierung, bessere Einkaufsbedingungen, Gesamtplanung und Fertigung unter günstigeren industriellen Bedingungen aus", erklärte Höbarth.

Schon bei der Planung könnte so eine optimale Integration der Photovoltaik berücksichtigt werden. Und: "Fertighausanbieter können mit der Photovoltaik ein Gesamtkonzept vermarkten und dem Kunden schlüsselfertig ein Haus als 'Kraftwerk' anbieten." Laut Studie können die Photovoltaik-Paneele andere Baumaterialien ersetzen, was das Fertighaus um bis zu 16 Prozent billiger machen könnte.

NÖ fördert weiter

Das Land Niederösterreich gab am Mittwoch bekannt, die Förderung für Photovoltaikanlagen bis 31. Dezember 2010 zu verlängern und zu verbessern. Anlagen von einer Größe von bis zu fünf Kilowatt (bisher maximal vier) werden mit bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, höchstens aber 12.000 Euro unterstützt. Bis Jahresende rechnet man noch mit bis zu 1.000 Anträgen.

Die Sonderaktion für die Errichtung von Photovoltaik für Eigenheime sei seit Anfang 2007 fixer Bestandteil im NÖ Wohnbaumodell. Durch diese Maßnahmen habe Niederösterreich bisher fast 13 Prozent an umweltschädlichem Kohlendioxid im Wohnbaubereich eingespart, meinte Landesrat Wolfgang Sobotka (ÖVP). (map, derStandard.at, 22.10.2009)