Als am 20. Oktober 2004 die erste stabile Version von Ubuntu das Licht der Softwarewelt erblickte, ahnten wohl nur wenige, welch nachhaltige Auswirkung der Neuling in den folgenden Jahren auf den Linux-Desktop haben sollte. Auf der stabilen Debian-Basis aufsetzend, entwickelte man eine Distribution, die mit ihrer kompromisslosen Konzentration auf die Bedürfnisse der EndbenutzerInnen die Open-Source-Welt im Sturm erobern sollte.

An der Spitze

Fünf Jahre später ist Ubuntu die unumstrittene Nummer 1 am Linux-Desktop - zumindest was die Verbreitung betrifft, kann ihr derzeit keine andere Distribution das Wasser reichen. Damit dies auch so bleibt, gibt man im halbjährlichen Rhythmus neue Ausgaben der Softwarezusammenstellung heraus, mit Ubuntu 9.10 ist es nun wieder einmal so weit.

Release

Unter dem gewohnt eigensinnigen Codenamen "Karmic Koala" verspricht man einmal mehr die bewährte Mischung aus frischen Softwarekomponenten, Fehlerbereinigungen und ganz neuen Features. Was es konkret an Neuem gibt, und wie sich Ubuntu 9.10 im Vergleich zu seine Vorgängern schlägt, soll auf den kommenden Seiten etwas näher beleuchtet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein Bereich, den Ubuntu wie kaum eine andere Distribution beherrscht, ist jener der frischen Installation des Systems: In wenigen, einfachen Schritten ist hier alles notwendige angegeben, eine fix-fertige Linux-Installation in Windeseile erledigt.

Feinschliff

Da dies nun eigentlich schon seit einiger Zeit so ist, nimmt man bei Ubuntu von Release zu Release nur mehr kleinere Änderungen vor, "Karmic Koala" bildet dabei keine Ausnahme. Immerhin kommt mit der aktuellsten Release eine aus Datenschutzsicht nicht unerhebliche Funktion hinzu.

Home

So lässt sich auf Wunsch das Home-Verzeichnis der UserInnen verschlüsseln, ohne zugehöriges Passwort bleibt also der Zugriff auf diese Daten selbst beim Ausbau der Platte verwehrt. Beim Einloggen wird dann später auch automatisch das Home-Verzeichnis entschlüsselt. Eine durchaus sinnvolle Funktion, die allerdings nicht ganz darüber hinwegtrösten kann, dass das Einrichten eine vollständigen Systemverschlüsselung weiterhin nur über den Text-basierten Alternate-Installer möglich ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Aufspielen der Daten erfolgt dann wie gewohnt äußerst flott, an dieser Stelle fällt eine weitere Neuerung äußerst positiv auf: So nutzt Ubuntu die unvermeidliche Wartezeit bei der Installation nun, um die wichtigsten Desktop-Programme vorzustellen. Die Umsetzung wirkt dabei äußerst durchdacht, werden hier doch auch konkrete Anwendungsszenarien präsentiert, die den UserInnen die verfügbaren Möglichkeiten etwas näher bringen.

Upgrade

Ein bedeutender Teil der Ubuntu-NutzerInnen wird die neue Version aber ohnehin nicht über die Install-CD sondern per Upgrade von der Vorgänger-Release einspielen. Auch hier zeigten sich in unseren Tests keinerlei Probleme - der Installationsbereich ergibt also ein durchgängig positives Bild.

Aufräumen

An dieser Stelle ein kleiner Tipp zwischendurch: Wer schon mehrere Ubuntu-Upgrades durchgeführt hat, und sein System gern sauber hält, sollte nach der Aktualisierung den "Computer Janitor" anwerfen, um nicht mehr benötigte Pakete vom System zu entfernen. Und für jene, die gern etwas mehr in die Tiefe gehen, lohnt zusätzlich der Blick in den Synaptic bzw. konkret auf jene Pakete, die hier kein Ubuntu-Logo neben sich haben. Hier versteckt sich oft so einiges, was längst nicht mehr benötigt wird - freilich sollte darauf geachtet werden, dass dann nicht mühsam nachinstallierte Pakete unabsichtlich wieder entfernt werden. Bei einem der Testsysteme waren es dafür dann (nach bisher bereits vier Upgrades) mehr als 100 Pakete, die entfernt werden konnten - vom Computer Janitor zuvor aber nicht gefunden wurden...

Screenshot: Andreas Proschofsky

Nach der Installation folgt der Boot - und damit ein Bereich, dem unter Linux in den letzten Monaten besonderes Augenmerk zugekommen ist. Getrieben durch die super-flotten Startzeiten von Intels Netbook-Linux Moblin, wollen hier auch die anderen Distributionen nicht nachstehen und haben zuletzt substantielle Verbesserungen vorgenommen.

Minimal

Bei Ubuntu war vor allem mit der Version 9.04 ein deutlicher Performanceschub in diesem Bereich feststellbar, mit "Karmic Koala" soll das Ganze jetzt noch mal ein Stück schneller werden. All zu viel sollte man sich davon allerdings nicht erwarten, auf den Testsystemen war kaum ein Unterschied wahrnehmbar.

ext4

Einen echten Vorteil gibt es lediglich durch den Wechsel auf ext4, das nun erstmals als Default-Dateisystem benutzt wird. Dadurch profitieren alle neuen NutzerInnen von den Vorzügen der neuen Version des Filesystems, neben der Unterstützung wesentlich größerer Dateisysteme und einem gewissen Performance-Zuwachs gehört dazu auch ein erheblich flotterer Dateisystem-Check. Bestehende NutzerInnen müssen allerdings ihre Partitionen neu mit ext4 formatieren, um von allen Vorzügen profitieren zu können. Ebenfalls von Haus aus aktiviert ist nun das schon seit einigen Jahren bei Ubuntu entwickelte Upstart, das endgültig die Boot-Aufgaben des alten Init-Systems übernimmt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eigentlich hätte mit Ubuntu 9.10 auch der bei Fedora entwickelte Boot-Manager Plymouth Einzug halten sollen, angesichts dessen, das man davon überzeugt ist, dass man mit kommenden Releases die Boot-Zeit auf einem typischen System unter 10 Sekunden bringen kann, hat man auf diesen Schritt aber verzichtet. Trotzdem hat man sich bemüht den Bootvorgang optisch besser umzusetzen, ein Unterfangen, das aber nur äußerst begrenzt als gelungen bezeichnet werden kann.

Unruhe

So startet zunächst mal eine minimale Boot-Grafik, bevor mit dem Aufruf des Grafikservers der grafisch aufwändigere xsplash das Kommando übernimmt, nur um dieses sofort wieder an den Login-Manager zu übergeben. Nach der Eingabe des Passworts erscheint dann noch einmal der xsplash - in Summe reichlich viel optische Unruhe und Welten von der eleganten Umsetzung bei Fedora / Plymouth entfernt. Von der zweifelhaften Attraktivität dunkler Brauntöne einmal ganz abgesehen...

KMS

Etwas besser ist die Situation nur auf Systemen mit Intel-Grafikchips, da Ubuntu hier nun erstmals das Kernel Base Modesetting (KMS( unterstützt - wodurch die korrekte Bildschirmauflösung schon ganz zu Beginn des Boot-Prozesses eingestellt wird. Zusätzlich soll durch KMS auch Suspend und Resume erheblich schneller werden. Nvidia und ATI-NutzerInnen kommen von Haus aus hingegen noch nicht in den Genuss dieses Features.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Apropos Intel: BenutzerInnen entsprechender Grafik-Hardware mussten mit Ubuntu 9.04 die schmerzhafte Erfahrung hinnehmen, das nicht jedes Upgrade auch eine Verbesserung mit sich bringt: Zahlreiche Bugs, eine zum Teil spürbar reduzierte Performance - alles dem Umstand geschuldet, dass "Jaunty Jackalope" mitten in einen Generalumbau des Intel-Treibers geraten war.

Speed

Dieser ist nun in weiten Teilen abgeschlossen, Ubuntu 9.10 sollte den NutzerInnen entsprechender Hardware also eine erheblich erhöhte Stabilität bringen. Die Verwendung des neuen Beschleunigungs-Frameworks UXA verspricht außerdem einen spürbaren Performance-Zuwachs.

GDM

Eine weitere zentrale Neuerung gibt es vom Login-Manager zu berichten: Mit "Karmic Koala" übernimmt man nun auch endlich bei Ubuntu die aktuelle Generation des GDM, die im GNOME-Projekt schon vor mehr als einem Jahr Einzug gehalten hat. Diese wurde praktisch vollständig neu geschrieben und bietet einige grundlegende Verbesserungen. Dazu gehört etwa, dass der Power Manager schon hier zur Verfügung steht, überhaupt bietet sich nun eine bessere Integration mit dem restlichen System.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Da kann der aktuelle Codename der Release noch so "K-lastig" sein - den Default-Desktop bei Ubuntu gibt weiterhin GNOME ab. Konkret hat man für Karmic Koala das aktuelle GNOME 2.28.1 integriert, ein Update, das Distributions-übergreifend so manche Neuerung mit sich bringt. Da die Vorzüge von GNOME 2.28 schon an anderer Stelle ausführlich gewürdigt wurden, seien im Folgenden vor allem die Ubuntu-spezifischen Anpassungen herausgestrichen.

Look

Eine langwierige Leidensgeschichte ist der Kampf von Ubuntu mit dem eigenen Look - oft wurde Besserung gelobt, bislang allerdings nur mit äußerst begrenztem Erfolg. Um so mehr erfreut, dass bei Ubuntu 9.10 tatsächlich deutliche Fortschritte zu erkennen sind. Allen voran das neue Default-Icon-Theme "Humanity", das zwar weiterhin von der unerklärlichen Präferenz der Ubuntu-MacherInnen für Braun/Orange-Töne geprägt ist, von der grafischen Qualität her aber einen wesentlich professionelleren Eindruck als die Vorgänger-Releases macht.

Icons

Ein nettes Detail: Die Status-Icons auf der rechten Seite des Panels werden nun nur mehr einfärbig dargestellt, eine Reduktion, die hilft den visuellen "Lärm" zu reduzieren. Streiten darf man sich hingegen darüber, ob die Anpassungen des neuen GTK+Themes gelungen sind, immerhin gibt es hier im Ubuntu-Pool aber mittlerweile einige interessante Alternativen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wem das neue Default-Wallpaper von Ubuntu 9.10 nicht so recht gefallen will, für den hat die Distribution nun ebenfalls eigene Alternativen im Angebot: So hat man die Community um die Einsendung eigener Fotos gebeten, herausgekommen ist eine Sammlung von durchaus ansehnlichen Hintergrundbildern.

Details

Überhaupt ist der "Koala" von einer erfreulichen Liebe zum Detail gekennzeichnet, ein Umstand, der nicht zuletzt aus den Bemühungen rund um die "One Hundred Paper Cuts" resultiert. Hierfür hat Softwarehersteller Canonical ein eigenes Team zusammengestellt, Ziel war es kleine, aber nervige Usability-Problem zu identifizieren und für die neue Release zu beseitigen. Die anvisierten 100 sind es zwar nicht ganz geworden, immerhin 64 solcher Probleme hat man aber ausgeräumt, von unlogischen Menü-Einträgen bis zu verwirrenden Dialogen und falschen Icons.

Spekulationen

Am Rande erwähnt sei, dass es übrigens durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass der GNOME 2.28 auch die Basis des kommenden Ubuntu 10.04 bilden wird. Denn falls GNOME 3.0 tatsächlich schon im kommenden Frühjahr ausgeliefert wird, hat man bei Ubuntu bereits kundgetan, dessen Aufnahme angesichts der anstehenden Long Term Support-Release auf den Herbst zu verschieben. Angesichts der für GNOME 3.0 geplanten, nachhaltigen Änderungen an der User Experience, wohl eine verständliche Entscheidung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Es ist zweifelsfrei eine der am lebhaftesten diskutierten Entscheidungen in der Geschichte des Ubuntu-Projekts: Der Wechsel des Instant Messengers in der Default-Installation. Nachdem der entsprechende Schritt in der Vergangenheit gleich mehrmals wieder abgeblasen wurde, ist es mit Ubuntu 9.10 nun tatsächlich so weit: Empathy ersetzt den jahrelang bevorzugten Pidgin.

Gespräch

Die Argumente hierfür sind vielfältig, so ist wohl nicht zu unterschätzen, dass Empathy bereits seit einiger Zeit Teil der offiziellen GNOME-Releases ist, und die Zusammenarbeit mit den EntwicklerInnen reibungslos klappt - ein Umstand, der bei Pidgin in der Vergangenheit ja nicht immer unbedingt gegeben war. Gewichtiger aber wohl noch die technischen Argumente, und da vor allem der Umstand, dass Empathy auf dem Telepathy-Framework beruht.

Kooperation

Dieses soll künftig neue Formen der Zusammenarbeit für den Desktop ermöglichen, etwa das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten oder auch das Teilen der eigenen Musik-Bibliothek mit den jeweiligen FreundInnen. Während das meiste davon noch Zukunftsmusik ist, so sieht man das enthaltene Potential schon in Ubuntu 9.10 an manchen Stellen aufblitzen. So kann etwa der eigene Desktop ganz einfach mit den IM-Kontakten geteilt werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Natürlich beherrscht Empathy aber auch die Basis-Chat-Funktionen, bei der Netzwerkunterstützung braucht man sich ebenfalls nicht hinter Pidgin zu verstecken - kein Wunder, kann doch hierfür auch die zu Pidgin gehörige libpurple benutzt werden. Zusätzlich ist Audio- und Video-Chat möglich, auch wenn der Video-Teil in den Tests nicht so richtig funktionieren wollte - übrigens im Unterschied zur aktuellen Fedora 12 Beta. Hier darf also wohl noch auf ein Bugfix-Update gehofft werden.

OTR

Eine kleine, aber durchaus beliebte Funktion vermisst man bei Empathy allerdings dann doch: OTR-Verschlüsselung ist bislang nicht möglich. Immerhin haben die zugehörigen EntwicklerInnen ihre Abscheu dagegen mittlerweile aufgegeben und erste Pläne zu einer eigenen Implementation geschmiedet. Bis hier eine Lösung vorhanden ist, werden aber wohl noch einige Monate vergehen. Wer ohne OTR-Support nicht auskommen kann oder will, wird also wohl solange weiterhin auf Pidgin zurückgreifen.

Portierung

Mit Ubuntu 9.10 gibt es eine zentrale Änderung beim Hardwaremanagement: Statt dem Hardware Abstraction Layer (HAL) finden hier nun die deutliche schlankeren devicekit-* und udev-Ansätze Verwendung. Mit Ausnahme einiger weniger Programme - darunter dem X-Server - hat man bereits praktisch alle Anwendungen auf die neuen Lösungen portiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Umstieg auf Devicekit beschert dem GNOME-Desktop zusätzlich ein neues grafisches Tool zur Verwaltung von Festplatten, über das Aufgaben wie die Partitionierung oder auch Fehlertests vorgenommen werden können. Außerdem können nun endlich externe Datenträger unkompliziert aus dem File Manager heraus formatiert werden.

Sound

Ähnlich wie schon beim GDM hat Ubuntu auch anderer Stelle gegenüber der Upstream-Entwicklung aufgeholt: Während man bei Ubuntu 9.04 noch auf die neuen PulseAudio-basierten Sound-Einstellungen verzichtete, feiern diese jetzt auch hier ihr Debüt. So kann nun komfortabel auf die erweiterten Fähigkeiten des Sound-Servers zugegriffen werden, also etwa die Ausgabe im laufenden Betrieb zwischen verschiedenen Geräten gewechselt werden.

Banshee, not.

Wer über Veränderungen spricht, muss ab und an auch einmal erwähnen, wenn diese nicht passieren: Aus den ursprünglichen Pläne den Musik-Player Rhythmbox durch Banshee
zu ersetzen ist vorerst noch nichts geworden, ähnlich wie in der Vergangenheit bei Empathy hat man einige fehlende Features bemängelt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wenn wir schon bei der Softwareausstattung sind: Im Gegensatz zu früheren Releases gibt es an deren Aktualität wirklich nichts auszusetzen: Firefox (3.5.3), OpenOffice.org (3.1.1) und GNOME sind alle in den derzeit neuesten, stabilen Releases enthalten. Auch der Kernel ist mit der Version 2.6.31 dieses Mal auf der Höhe der Zeit.

Grub

Eine weitere Änderung gibt es vom Boot-Manager zu berichten, hier kommt nun der GRUB2 zum Einsatz, der sich nun auch schon einige Jahre anschickt, die ältere Generation der eigenen Software abzulösen. Dies gilt allerdings nur für frisch aufgesetzte Systeme, bestehende Installationen aktualisiert man in diesem Bereich nicht - ist doch die Installation eines Boot-Loaders immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Sicherheit

Weitere Verbesserungen zur Sicherheit des Ubuntu-Systems gibt es in Form der Aufnahme neuer AppArmor-Profile. So wacht das Sicherheits-Framework nun etwa über den Dokument-Reader Evince, dadurch sollen die gebräuchlichen Attacken über PDF-Dateien gleich von vornherein abgeblockt werden. Auch soll der Start des AppArmor-Services beim Boot erheblich beschleunigt worden sein. 

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine vollständig neue Eigentwicklung für "Karmic Koala" ist das "Ubuntu Software Center". An diese Stelle sollen künftig alle Aufgaben rund um das Paket-Management zentral zusammen laufen.

Ablöse

Das  bedeutet auch, dass alle bisher in diesem Bereich eingesetzten Einzel-Tools auf Sicht abgelöst werden sollen. Entsprechend befindet sich das Software Center in der aktuellen Release an jener Stelle, wo bislang das "Add/Remove Software"-Tool zu finden war, dessen Funktionalität es  bereits vollständig ersetzt.

Reduktion

Bei der Neuentwicklung hat man auf einen möglichst niederschwelligen Zugang zum Paketangebot Wert gelegt. Dieser Ansatz manifestiert sich unter anderem in einem äußerst reduzierten Interface, die verfügbaren Programme sind ähnlich wie das vom Desktop bekannte Menü in einfache Kategorien sortiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zusätzlich gibt es natürlich auch eine Suchfunktion, die die Programme in einer einfachen Liste präsentiert. Ein Klick auf einen einzelnen Eintrag offenbart dann eine Detailansicht zum zugehörigen Programm.

Bildlich

Dort gibt es nicht nur eine ausführliche Beschreibung, auch ein Screenshot sowie ein Verweis auf die betreffende Webseite dürfen nicht fehlen. Und schließlich gibt es natürlich noch einen Knopf, der direkt zur Installation führt.

Ausblick

In Zukunft soll das Ubuntu Software Center noch erheblich ausgebaut werden, so dass man schon mit Ubuntu 10.04 hofft die anderen Paket-Management-Tools wie Synaptic, GDebi und den Update Manager in Pension schicken zu können. Mit der Version 10.10 soll sich das Tool dann zu einer Art App Store entwickeln, von dem aus auch Programme käuflich erworbern werden können.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beinahe schon etwas versteckt, findet sich in Ubuntu 9.10 noch ein echtes Highlight: Erstmals bringt die Distribution eine fixe Anbindung an den Online-Service "Ubuntu One", der vor einigen Monaten von Canonical ins Leben gerufen wurde.

Vergleiche

Die Basisfunktionalität erinnert zunächst einmal stark an bestehende Angebote im File-Hosting-Bereich wie etwa Dropbox: Die NutzerInnen haben Zugriff auf einen 2 GB großen Online-Datenspeicher, über einen speziellen Ordnern im Home-Verzeichnis werden die darin abgelegten Daten automatisch abgeglichen.

Web

Diese lassen sich dann nicht nur mit anderen Rechnern synchronisieren, auch über ein Web-Interface besteht Zugriff auf die abgelagerten Informationen. Zur Nutzung des Services ist ein Launchpad-Account vonnöten, der allerdings recht flott angelegt ist - wenn nicht ohnehin bereits vorhanden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Doch die Möglichkeiten von Ubuntu One enden bei weitem noch nicht beim schnöden Dateiabgleich: So lassen sich auch Tomboy-Notizen und Kontakte aus dem Evolution-Adressbuch mit dem Webservice synchronisieren.

Erleichterung

Zwar kennt Tomboy schon seit einigen Releases diverse Wege zur Synchronisation des eigenen Informationsschatzes, mit der Ubuntu-One-Anbindung wird diese Aufgabe aber nun wesentlich erleichtert - muss man sich doch um den Serverteil überhaupt nicht kümmern. Um den Tomboy-Abgleich zu nutzen, muss dieser erst aktiviert werden, wie dies geht verrät ein Eintrag im Ubuntu-Wiki. Anschließend können dann Notizen direkt im Web-Interface bearbeitet werden - einfach umgesetzt und doch sehr nützlich.

CouchDB

Für die lokale technische Realisierung setzt man übrigens sowohl bei Tomboy als auch bei den Kontaktinformationen auf CouchDB. Beim Evolution ist der Abgleich gar automatisch eingerichtet - allerdings der eines sekundären Adressbuches, damit nicht "unabsichtlich" Daten gesharet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die 2 GB Speicherplatz sind übrigens kostenlos verfügbar, alternativ werden um 10 US-Dollar monatlich deutliche umfangreichere 50 GByte geboten. Ob sich dieses Angebot als ernsthafte Einnahmequelle für Canonical etablieren kann, muss sich freilich erst zeigen.

Icon

Der Stand der Verbindung wird über ein Icon im Statusbereich symbolisiert, hier gibt es auch den schnellen Zugriff auf den Tauschordner und das zugehörige Web-Service. Außerdem steht eine Reihe von Einstellungen zur Verfügung, so lässt sich etwa die maximale Übertragungsgeschwindigkeit gezielt drosseln - angenehm wenn die Leitung schnell einmal "dicht" ist.

Fragen

Abzuwarten bleibt allerdings noch, wie zuverlässig das Ganze nach einer breiteren Veröffentlichung laufen wird, gab es doch im Beta-Test bis zuletzt immer wieder Probleme mit den Ubuntu-One-Servern. Ebenfalls erwähnt sei, dass die Daten zwar verschlüsselt zum Server übertragen werden, dort aber unverschlüsselt abgelegt sind, bei Ubuntu heißt es dazu, dass dies zur Nutzung von Sharing-Funktionen mit anderen NutzerInnen unumgänglich sei.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Weitere vermischte Neuerungen in Ubuntu 9.10 im Schnelldurchlauf: Es wurde eine Vorversion von NetworkManager 0.8 integriert, die die Darstellung der verfügbaren Netzwerke wesentlich übersichtlicher gestaltet. Mit Quickly hat man ein Tool aufgenommen, das die Anwendungsentwicklung für Ubuntu-Systeme vereinfachen soll.

Look

Außerdem hat man die Änderungen von GNOME 2.28 in Hinblick auf zwei zentrale Punkte des Interfaces übernommen: Der beschreibende Text wird nun neben den Icons dargestellt, anstatt wie bisher darunter, außerdem wurden die Icons größtenteils aus den Menüeinträgen verbannt, um das optische Erscheinugsbild des Desktops "aufzuräumen".  Beides übrigens Änderungen, die sich über das "Appearance"-Einstellungsprogramm mit wenigen Klicks wieder rückgängig machen lassen.

Ausblick

Wer einen Vorgeschmack auf GNOME 3.0 bekommen will, kann dies mit Ubuntu 9.10 ebenso: Zwar wird die GNOME Shell, die künftig für eine neue User Experience sorgen soll, nicht von Haus aus installiert, immerhin befindet sich aber ein aktuelle Version im Haupt-Repository der Distribution.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Leider hat man darauf verzichtet diese besser mit dem Desktop zu verbinden, so muss sie nach der Installation manuell über den Kommandozeilenaufruf "gnome-shell --replace" gestartet werden. Ebenfalls erwähnt sei, dass hierfür eine funktionstüchtige 3D-Unterstützung vonnöten ist - bildet doch die 3D-Bibliothek Clutter die Basis der GNOME Shell.

Fazit

Mit Ubuntu 9.10 macht die Distribution nach einer etwas "ruhigeren" bis "problematischen" (z.B. in Hinblick auf die Intel-Treiber) Release wieder deutliche Schritte nach vorne. Zahlreiche kleinere und größere Updates und Neuerungen lohnen ein Upgrade auf jeden Fall. Erfreulich dabei vor allem zwei Trends: Da wäre einmal die sich immer deutlicher Bahn brechende Liebe zum Detail, die sich in vielen kleinen Verbesserungen an der Usability des Desktops äußert. Außerdem hat man mit der Ubuntu-One-Integration ein potentielles Killer-Service im Angebot, mit dem man sich deutlich von anderen Distribution absetzen kann.

Verfügbarkeit

Ubuntu 9.10 kann ab sofort von den Servern des Projekts in der finalen Version heruntergeladen werden. Wie gewohnt stehen dabei 32- und 64-Bit-Versionen zur Auswahl, neben der Live-CD gibt es unter anderem auch einen alternativen Text-basierten Installer, eine Server-CD sowie eine speziell auf Netbooks ausgerichtete Edition. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 26.10.09, aktualisiert am 29.10.09)

Screenshot: Andreas Proschofsky