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Chris Hughes

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Chris Hughes, Mitbegründer von Facebook, glaubt nicht daran, dass sich das sogenannte Mitmach-Internet, das sich der Hype um das Web 2.0 - auch Mitmach-Internet genannt - zu einer ähnlichen Blase entwickelt wie die Dotcom-Bubble Anfang des Jahrtausends. Auch die Krise werde den meisten Web-2.0-Firmen wohl wenig anhaben können. "Die Kosten für eine Website haben sich sehr verringert", sagte Hughes am Mittwochnachmittag im Gespräch mit der APA in Wien. Europäische Start-Ups hätten es schwerer, so populär wie Facebook zu werden.

Europäische Firmen können schwer größer werden

Aus der Sicht Hughes, der seit kurzem bei einer Venture-Capital-Firma in Cambridge (Massachusetts) arbeitet, konzentrieren sich junge Web-2.0-Firmen in Europa eher auf eine lokale, spezifische Zielgruppe als US-amerikanische. Das sei zwar für viele User nützlicher, allerdings können Unternehmen dadurch schwer eine angemessene Größe erreichen, um wirklich bekanntzuwerden.

Kein Geschäftsmodell

Viele Web-2.0-Unternehmen haben zwar eine riesige User-Basis, können diese aber (noch) nicht zu Geld machen. Beispielsweise hat das soziale Netzwerk Facebook laut Eigenangaben über 300 Millionen User, verdient aber erst seit September 2009 genug, um seine Kosten zu decken. Dennoch hatte Microsoft im Herbst 2007 rund 240 Mio. Dollar für 1,6 Prozent Facebook-Vorzugsaktien auf den Tisch geblättert. Das hätte einem Gesamtwert von 15 Mrd. Dollar entsprochen. Diesen Sommer wurde Facebook durch den Einstieg des russischen Internetkonzerns Digital Sky Technologies (DST) mit nur mehr 6,5 Mrd. Dollar bewertet. DST hatte im Mai und Juli für einen insgesamt 3,5-prozentigen Anteil 300 Mio. Dollar in Facebook gesteckt. Anfang Oktober wurde dann bekannt, dass DST um weitere 100 Mio. Euro aufstocken will.

Geld mit Werbung

Wie Web-2.0-Unternehmen langfristig profitabel sein können, kann laut Huhges nicht eindeutig beantwortet werden. Einige würden es mit Abonnements versuchen, andere mit Werbung oder mit Service-Gebühren. Facebook mache sein Geld durch Werbung. "Das Ziel ist, Beziehungen zwischen den Vermarktern, Menschen und Marken zu schaffen", so der 25-jährige Harvard-Absolvent. Dass personalisierte Werbung User vertreiben könnte, glaubt er nicht. Wenn ein Nutzer über einen neuen Kinofilm informiert wird und diese Information mit seinen Online-Freunden teilen kann, hätten beide Seiten, User und Werber, etwas davon.

Börsegang wahrscheinlich

Erst vor einem Monat musste Facebook sein umstrittenes Werbeprogramm "Beacon" im Zuge einer außergerichtlichen Einigung abschalten. "Beacon", das Online-Freunde automatisch über Einkäufe bei Facebook-Werbepartnern informierte, löste massive User-Proteste aus. Ob Facebook einen Börsengang plant? "Eines Tages wahrscheinlich ja", so Hughes. Jetzt werde die Plattform aber das Kapital von DST nutzen, um die Infrastruktur zu verbessern und Personal aufzustocken. "Viele Leute vergessen, dass Facebook nach wie vor eine relativ kleine Firma ist", so Hughes. Das Unternehmen beschäftige etwa 1.000 Mitarbeiter. "Da gibt es viel zu investieren."

Wahlkämpfer für Obama

Hughes hat Mittwochabend beim "mobile.futuretalk 09" der mobilkom austria über "The Power of We" gesprochen. Er hat 2004 gemeinsam mit seinen Studien- und Zimmerkollegen Mark Zuckerberg und Dustin Moskovitz Facebook gegründet. 2007 verließ er das Unternehmen, um die Online-Wahlkampagne für US-Präsident Barack Obama zu leiten. Anfang diesen Jahres ging er zu General Catalyst Partners, einem Unternehmen, das in junge IT- und Ökoenergie-Unternehmen investiert. Sein Kommilitone Zuckerberg gilt als jüngster Milliardär aller Zeiten. (APA)