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Ein umfangreiches Konjunkturprogramm sorgte füreinen  Bauboom und kurbelte den Konsum an.

Foto: Reuters/Jianan Yu

Peking - Chinas Wirtschaft hat zu alter Stärke zurückgefunden: Das milliardenschwere Konjunkturprogramm der Regierung, ein Bauboom und die Konsumlaune der Verbraucher sorgten im dritten Quartal für ein Wachstum von 8,9 Prozent. "Wir erleben eine kraftvolle Erholung", sagte am Donnerstag der Sprecher des Statistikamtes, Li Xiaochao. Das stärkste Plus seit einem Jahr gelang trotz sinkender Exporte. Die Volksrepublik wird so immer mehr zum Hoffnungsträger und Schwergewicht der Weltwirtschaft. Ihr Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt wird sich Experten zufolge bis 2020 auf zehn Prozent verdoppeln.

Ungeachtet der Finanzkrise sieht sich China auf gutem Weg, 2009 das selbstgesteckte Wachstumsziel von acht Prozent zu erreichen. "Daran gibt es keinen Zweifel", sagte Xiachao. Nach Auffassung der Regierung sind mindestens acht Prozent Wachstum notwendig, um die Millionen Chinesen mit Jobs zu versorgen, die jährlich auf den Arbeitsmarkt drängen. Zu Jahresbeginn wurde diese Marke mit 6,1 Prozent noch deutlich verfehlt, im zweiten Quartal wurde wieder ein Plus von 7,9 Prozent geschafft. 

Erholung der Binnenkonjunktur

Grund für den Aufschwung der drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist die rasante Erholung der Binnenkonjunktur. Dank des staatlichen Konjunkturpaketes von rund 400 Mrd. Euro stiegen die Investitionen in den ersten neun Monaten um ein Drittel. Pumpte in der ersten Jahreshälfte vor allem der Staat viel Geld in die Wirtschaft, sind es jetzt zunehmend private Investoren. Niedrige Zinsen sorgten für einen Bauboom, der auch durch die lockere Kreditvergabe der Banken ermöglicht wurde: Sie verliehen fast ein Drittel mehr Geld als vor Jahresfrist.

Auch der private Konsum kommt immer mehr in Schwung. Allein im September stieg der Umsatz im Einzelhandel um 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Gefördert wurde die Kauflaune des Milliardenvolks von sinkenden Preisen. Die Industrieproduktion stieg mit zuletzt 13,9 Prozent ähnlich stark.

Nur der Export, lange Zeit die Konjunkturlok Chinas, fand noch keinen Anschluss an den Aufschwung. Wegen der Rezession in den USA und bei anderen wichtigen Handelspartnern brach er zuletzt um 15,2 Prozent ein, obwohl die Regierung den Yuan-Kurs künstlich niedrig hält und damit die Ausfuhren verbilligt. Dennoch löste die Volksrepublik im ersten Halbjahr Deutschland als führende Exportnation ab.

Rückkehr zu zweistelligen Wachstum

Experten rechnen in den nächsten Quartalen mit einer Rückkehr zu einem zweistelligen Wachstum. Im Schlussquartal sei ein Plus von elf Prozent und zu Jahresbeginn 2010 sogar von 13 Prozent, hieß es etwa bei Nomura. "Die Erholung gewinnt an Dynamik", sagte Nomura-Analyst Mingchun Sun. Allianz-Experte Gregor Eder geht davon aus, dass die Regierung ihre Konjunkturmaßnahmen nun schrittweise drosseln wird: "Insbesondere rechnen wir mit einer spürbar moderateren Kreditentwicklung". Andernfalls drohe ein kräftiger Anstieg fauler Kredite, die den Bankensektor in Bedrängnis und den Aufschwung bremsen könnte.

Analysten erwarten, dass China auch in Zukunft zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt gehören wird. Die meisten der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten 249 Experten rechnen damit, dass sich Chinas Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt bis 2020 auf zehn Prozent verdoppelt. Ein Drittel rechnet sogar mit einer Steigerung auf 15 Prozent. Das Gewicht der USA, der größten Wirtschaftsmacht, wird demnach von 27 auf 20 Prozent fallen. (APA/Reuters)