Paris - Ein nach Frankreich entführter deutscher Arzt, der seine 14-jährige Stieftochter getötet haben soll, ist am Mittwoch nach Paris überstellt worden.  Ein Haftrichter in Paris verfügte noch am Mittwochabend die Haft für den 74-jährigen Arzt Dieter K. Wie aus Justizkreisen verlautete, blieb K. jedoch vorerst im Krankenhaus, nachdem er bei seiner Entführung Verletzungen im Gesicht erlitten hatte.

Mediziner wurde verurteilt aber nie ausgeliefert

Der Mediziner wurde 1995 durch das Pariser Strafgericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Dem Kardiologen wurde vorgeworfen, seiner 14-jährigen Stieftochter 1982 eine tödliche Spritze verabreicht zu haben. K. musste seine Strafe aber nie antreten, weil Deutschland ihn nicht an Frankreich auslieferte.

K.s Anwalt argumentiert, das in Frankreich gefällte Urteil gegen seinen Mandanten sei nicht gültig. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erklärte das Verfahren 2001 für unzulässig. K. gilt in Frankreich mit einem Haftbefehl von 1993 jedoch als Gesuchter. Dieser Haftbefehl ist laut Justiz weiter gültig, da K. 1995 nicht zu seinem Prozess erschien.

Vater gab Entführung in Auftrag

Der leibliche Vater des Mädchens gab am Dienstag zu, die Entführung des Kardiologen bei einem Unbekannten in Auftrag gegeben zu haben, damit der Arzt seine Strafe antreten muss. Die Polizei hatte den Bayern in der Nacht zum Sonntag gefesselt nahe dem Gerichtsgebäude von Mülhausen im Elsass gefunden. In Vorarlberg vernahm die Polizei bereits einen möglichen Tatbeteiligen.

27 Jahre Kampf für Inhaftierung

Der 74-jährige Auftraggeber hatte die Beamten zuvor telefonisch verständigt. Er kämpft seit 27 Jahren für die Inhaftierung des Arztes. Ihm zufolge hatte der Mediziner seiner Tochter eine Betäubungsspritze verabreicht, um sie zu vergewaltigen. Die 14-Jährige soll an der Injektion gestorben sein.

Der entführte Arzt K. hatte seine Zulassung als Arzt in Deutschland 1997 wegen sexuellen Missbrauchs verloren. Das Landgericht Kempten befand ihn für schuldig, eine 16-jährige Patientin unter Narkose vergewaltigt zu haben. Er bekam dafür zwei Jahre Haft auf Bewährung, übte seinen Beruf aber illegal weiter aus. (APA)