War es Zufall, oder war es die geheime Rache des vor zehn Jahren nagelneu errichteten Gebäudes des Europäischen Parlaments in Straßburg? Ernst Strasser wird's egal sein, denn sein Verhältnis zum Haus an der Ill ist zerrüttet. Am Dienstag kam der EU-Abgeordnete und ÖVP-Delegationsleiter jedenfalls zu spät zu seinem Pressegespräch. "Ich bin im Lift steckengeblieben", entschuldigte er sich. Vor zwei Monaten funktionierte sein Notebook nicht. So schloss er seine Ausführungen wie bisher alle, seit er im Juni ins Parlament gewählt wurde mit einem mittlerweile vielbeschmunzelten Ceterum Censeo: "Im übrigen bin ich der Meinung, dass Straßburg abgeschafft gehört, sofort". Strasser stößt sich am teuren "Wanderzirkus". Denn die Abgeordneten treffen sich nur für eine Woche pro Monat zum Plenum in der Hauptstadt des Elsass. Sonst tagt man in Brüssel. Strasser will den Sitz ganz nach Brüssel verlegt sehen. Und kratzt damit an einem Prestigeprojekt Frankreichs und an der Geschichte der Institutionen der Union. Straßburg, Luxemburg, Brüssel - die sind die Wiege der heutigen Union.