"Im Versand von Paketen von Unternehmen an Endkunden und von Privatpersonen untereinander haben wir heute in Deutschland einen Marktanteil um die 40 Prozent", sagte Geschäftsführer Hanjo Schneider in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. "In drei Jahren könnten wir pari mit der Deutschen Post sein und sie danach überholen, aber das ist nicht planbar."

Das auf das Privatkundengeschäft spezialisierte, zum weltgrößten Versandhauskonzern Otto gehörende Unternehmen will auch weiterhin schneller als der Markt wachsen. "Bei pessimistischen Annahmen erwarten wir 2009 in Deutschland eine Umsatzsteigerung um vier Prozent auf eine Milliarde Euro", sagte Schneider, dessen Unternehmen gut 3.500 Mitarbeiter in Deutschland zählt. "In der optimistischen Variante kommen wir auf acht Prozent Wachstum." Der Markt werde hingegen nur um drei Prozent zulegen. Eine aussagekräftige Einschätzung sei noch nicht möglich, da das Unternehmen - wie die Branche - zwei Fünftel seines Geschäfts rund um Weihnachten mache.

Die Expansion ins Ausland hat bei Hermes weiterhin einen hohen Stellenwert. "Ende Oktober werden wir zusammen mit DPD ein Gemeinschaftsunternehmen in Russland starten", sagte Schneider. "Wir hoffen darauf, innerhalb von zwei bis drei Jahren einen Marktanteil von 20 Prozent zu erreichen, auch in dem wir die durchschnittliche Lieferzeit auf ein bis zwei von derzeit drei bis sechs Wochen senken." Im Blick habe Hermes den Privatkunden-Markt, der ein Volumen von 70 bis 100 Mio. Paketen jährlich habe. DPD gehört zur La Poste-Tochter GeoPost, die 2008 rund 3,3 Mrd. Euro umsetzte.

Hemes bläst zum Angriff

Auch auf anderen europäischen Märkten bläst Hermes zum Angriff. "In Italien wachsen wir in diesem Jahr um 25 Prozent. Dort kommen wir derzeit auf einen Marktanteil von sieben Prozent." Europaweit wird im Privatkundenbereich jedes fünfte Paket über Hermes verschickt. "Der Paketmarkt in Europa wird bis 2013 oder 2014 die Zehn-Milliarden-Euro-Marke knacken, wobei sich der Anteil des Internet-Versandhandels auf knapp die Hälfte von derzeit einem Drittel erhöhen wird", sagte Schneider, der auch Konzern-Vorstandsmitglied der Otto Group ist. Bei Hermes entfallen bereits 50 Prozent der Lieferungen auf E-commerce. 35 Prozent des Gesamtvolumens decken Aufträge des Mutterkonzerns.

Im Kampf gegen den deutschen Ex-Monopolisten Deutsche Post sieht sich Hermes weiterhin durch gesetzliche Regelungen benachteiligt. "Wenn die Mehrwertsteuerbefreiung der Post fallen würde, hätten wir noch einen deutlich höheren Preisvorteil und könnten mehr Kunden gewinnen", sagte Schneider. Hermes begrüße das geplanten Bündnis von Post-Konkurrenten wie TNT und den Medienhäusern Georg von Holtzbrinck und Madsack, an dem es aber nur indirekt über seine 29-prozentige Beteiligung an der deutschen TNT Post mitwirken werde. (APA)