Heiligenkreuz/Szentgotthárd - Im Jahr 1995 trat Österreich der EU bei. Das Burgenland erhielt den Ziel-1-Status, die höchste erlaubte Förderstufe der Gemeinschaft. Ein Gutteil davon floss ins Südburgenland. Und dort wieder in den "Industriepark Heiligenkreuz", dem - auch mit dem Sanktus der Ungarn - das nie eingelöste Mascherl "grenzüberschreitend" umgebunden wurde.

Das Land Burgenland, der Bund und Brüssel pumpten einen dreistelligen Millionenbetrag in das Projekt, das sich im wesentlichen auf den neu errichteten Standort der oberösterreichischen Lenzing AG konzentrierte, wo bis heute aus Holz Textilfasern hergestellt werden. Ein energieaufwändiges Verfahren, für das nun auch die strom- und wärmeerzeugende Müllverbrennungsanlage der Begas errichtet werden soll. Gegen wütenden Protest vor allem aus Ungarn.

Denn mittlerweile hat sich einiges geändert. Vor allem die Abmachungen der bilateralen Raumplanung. Szentgotthárd, der ungarische Teil des "grenzüberschreitenden" Industriestandortes, in dem immerhin ein großes Getriebewerk von Opel steht, will keine Industriegemeinde mehr sein. Sondern eine auf Tourismus bauende. Der Nationalpark Örség bildet den Rahmen, eine Therme steht schon. Was stört, sind die nahen Fabriken, die das unbedarfte Auge tatsächlich eher Szentgotthárd zuordnet.

Auf österreichischer Seite kämpft die Initiative Bigas (Bürgerinitiative gegen Abfall-Schwachsinn) auch aus verkehrstechnischen Gründen gegen das Begas-Projekt.

Die Gemeinde Heiligenkreuz kämpft auch. Mit ihren Bankkonten. Denn klarerweise wurde auch Heiligenkreuz vom Industriepark infrastrukturell in die Finanzpflicht genommen. Die knapp 1300 Einwohner werden auf acht noch zu bedienende Millionen Euro geschätzt. (wei, DER STANDARD Printausgabe, 21.10.2009)