Von "Thema" ist man ja einiges gewohnt. Moderator Christoph Feurstein drückt wöchentlich auf Tränen- und andere Drüsen, tischt mitreißende Schicksale auf, befriedigt Lust nach Drama, setzt das Prinzip Tratsch mit den Mitteln der Massenmedien um.

Doch die Thema-Redaktion kann auch anders, wie sie am Montag zeigte. Eingebettet zwischen den Fragen, wer aller mit Hermann Maier mitgeweint hat (die Mama!) und ob sein Neffe bald mit Herminator-Nachwuchs spielen darf, und dem Horror eines verschollenen, unheilbar kranken Mannes wurde eine Zusammenfassung zum Status Quo im Fall des erschossenen jugendlichen Einbrechers von Krems ins Bild gesetzt.

Ohne Betroffenheitspathos aus dem tristen Kremser Ghetto ging das zwar nicht. Aber offenbar ist man sich auch im ORF der grundlegenden Bedeutung des Falles für die Rolle von Exekutive und Justiz in Österreich bewusst und legte eine gut ausrecherchierte Betrachtung vor.

Denn, ganz ungewöhnlich fürs Boulevardformat: Der Beitrag sprach konkret Strategien irreführender Informationsstreuung und das gezielte Lenken öffentlicher Meinung an, nachdem vergangene Woche eine Meldung kolportiert worden war, wonach eine größere Bande involviert wäre. Zudem durfte Ex-Polizist Walter Egon Glöckel kritisieren, dass die Leute im Apparat immer gedeckt würden, und Amnesty-Chef Heinz Patzelt feststellen, dass man aus dem Totschweigen von Fehlern nichts lernt.

Die Bürgermeisterin konnte dagegen ihre harte Linie vertreten und der Staatsanwalt sagen, dass ein Verhör der Polizisten durch seine Leute noch nicht notwendig gewesen sei.

Für die Aufklärungsbemühungen in der Zielgruppe der "Krone"-Leserschaft kann man "Thema" nur dankbar sein. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 21.10.2009)