Berlin - "Das ist eine besonders schlimme Art von Pleite." Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg machte am Dienstag keinen Hehl daraus, wie schlimm es um das deutsche Versandhaus Quelle steht. Das 82 Jahre alte Traditionsunternehmen ist so pleite, dass es ab November keine Gehälter mehr zahlen kann. Die Beschäftigten müssen schon im November, also in zehn Tagen, freigestellt werden. Ob sie darüber hinaus noch Geld bekommen, hängt nun davon an, wie schnell und wie billig oder teuer die Quelle-Warenlager geräumt werden.

"Wir haben uns bemüht, Quelle so billig wie möglich zu verkaufen", sagt Görg. Am Schluss waren noch vier Interessenten im Spiel, darunter auch Otto-Versand. Doch schließlich sprang auch dieser ab. Jetzt stehen deutschlandweit 7000 Jobs auf dem Spiel. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rechnet insgesamt mit 9000 Entlassungen, da die Quelle-Pleite auch die Post, die den Versand abwickelt, betrifft.

Umsatz wurde halbiert

Zur Pleite war es letztendlich gekommen, weil der Versandhandel nicht mehr finanziert werden konnte. Die Kunden hatten kein Vertrauen mehr in das Unternehmen gesetzt, der Umsatz halbierte sich in den vergangenen Monaten. Görg machte für das Scheitern der Verhandlungen die Banken (Valovis, Commerzbank, Bayern LB) verantwortlich. Diese hätten das Factoring (Vorfinanzierung des Versandhandels) nicht über den Jahreswechsel hinaus garantiert, das habe Investoren verschreckt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2009)