Chinesen und Russen fordern dies, und selbst US-Finanzminister Timothy Geithner zeigte sich gegenüber einer neuen internationalen Reservewährung nicht abgeneigt – bevor ihn eine Panikreaktion auf den Devisenmärkten zwang, dies wieder zurückzunehmen. Rechts stehende Kommentatoren in den USA warnen bereits davor, dass die Obama-Regierung den Dollar auch zu Hause durch eine Weltwährung ersetzen will.
Vieles davon, was derzeit über die Rolle des Dollars gesagt wird, ist irreführend oder unsinnig. Es gibt schließlich keine offizielle Reservewährung. Die Vormacht des Dollar liegt allein daran, dass die meisten Zentralbanken ihre Währungsreserven in amerikanischen Anleihen und nicht in japanischen oder gar russischen Wertpapieren anzulegen. Aber ein Teil wird auch in Yen gehalten, und der Anteil des Euro an den Währungsreserven ist in den vergangenen Jahren gestiegen – und wird dies wohl noch weiter tun.
Wer will, kann auch jetzt Reserven in einer internationalen Währung anlegen. Seit 1969 gibt der Internationale Währungsfonds (IWF) Sonderziehungsrechte (Special Drawing Rights – SDR) heraus, die Mitgliedsländer als Währungsreserven verwenden können. Dies könnte ausgebaut werden – aber die Nachfrage wird wohl verhalten sein. Denn eine Kunstwährung, hinter der (anders als beim Euro) keine Zentralbank steht, ist nicht wirklich Vertrauen einflößend.
Gerade den Chinesen fällt es am schwersten, ihre fast zwei Billionen Dollar an Reserven durch andere Währungen zu ersetzen. Wenn sie es tun, stürzt der Dollar ab und verursacht riesige Buchverluste bei der chinesischen Zentralbank. Außerdem hat die Führung in Peking seit Jahren selbst versucht, die eigene Währung, den Yuan, gegenüber dem Dollar relativ niedrig zu halten, um so die Exporte in die USA zu erhöhen. Dadurch haben sie Dollars akkumuliert und so die Abhängigkeit von der amerikanischen Wirtschaftspolitik erst geschaffen.