Im Geschichteunterricht lernt man so etwas heute, da spricht man von "Bettgehern", die es vor hundert Jahren in Wien gegeben hat. Dass aber Menschen heutzutage, in einem der reichsten Länder der Welt, in einer solchen Situation sind, weiß kaum jemand.

Dann zeigt mir der Klient noch seinen Arm: Da hatte er eine großflächige offene Brandwunde, so etwas habe ich noch nie gesehen. Passiert sei das bei einem Küchenunfall in seiner Unterkunft. Mit dem Taxi haben ihn dann seine Kollegen ins Spital gebracht, denn sie haben sich nicht getraut, die Rettung zu rufen. Die haben dann nämlich aus ihren Erfahrungen immer Angst, dass das dann mit einer Schubhaft endet. Und diese Angst ist ja nicht unbegründet.

Der Mann fährt also per Taxi ins Unfallkrankenhaus Meidling. Dort tun sie ihm eine Salbe drauf und sagen ihm, dass er nicht zur Kontrolle kommen braucht - "Sie sind ja nicht versichert".

Ich habe ihn dann mit einer Mitarbeiterin zu den Barmherzigen Brüdern geschickt. Dort haben sie die Ärzte zusammengerufen, haben ihn sofort per Rettung in eine Spezialklinik für Hautsachen gebracht, und dort blieb er über eineinhalb Wochen.

Man muss sich dass vorstellen: Wenn ich nicht interveniere, dann passiert einfach nichts. "Weil Sie nicht versichert sind."

Da gibt es auch Fälle, wo Frauen im AKH 200 Euro hinterlegen müssen, sonst werden ihre Kinder nicht behandelt. Solche Beträge sind schon bei Menschen, die die Grundversorgung - 290 Euro im Monat - bekommen, katastrophal. Was das für Flüchlinge bedeutet, die keine Grundversorgung bekommen, ist unglaublich.

Aber von den Verantwortlichen aus der Politik heißt es dann immer: Wer Flüchtling ist, bekommt bei uns Schutz.