Rom - Canale Cinque hat sich beim Mailänder Richter Raimondo Mesiano für eine umstrittene TV-Reportage entschuldigt. Der Sender ist einer der privaten TV-Kanäle des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi. Der Richter war im Rahmen einer Sendung von Canale Cinque in einer Reportage scharf kritisiert und als Sonderling beschrieben worden.

Anfang Oktober hatte der Jurist nach einem jahrzehntelangen Streit um die Kontrolle des Verlagshauses Mondadori Berlusconis Fininvest-Konzern zur Zahlung von 750 Millionen Euro an die Holding von Carlo De Benedetti, dem Erzrivalen des Regierungschefs, verurteilt. Mesiano war unter anderem beim Kettenrauchen, beim Spaziergang zum Friseur und zum Park heimlich gefilmt worden.

Türkisfarbene Socken in weißen Schuhen

Wiederholt war das als "extravagant" bezeichnete Verhalten des Richters hervorgehoben worden, wobei man auf Mesianos türkisfarbene Socken in weißen Schuhen verwies. Die Richtervereinigung und der Journalistenverband Italiens reagierten entrüstet und sprachen von einer Kampagne zur Entwürdigung Mesianos.

Claudio Brachino, Moderator von "Mattino 5", gab zu, dass die Reportage nicht besonders gelungen sei und versprach, sie nicht mehr zu senden. Er rief den Richter jedoch auf, einige Fragen zu antworten. Er wolle wissen, warum er für die Berechnung der Schadenssumme im Mondadori-Prozess keinen Fachmann zu Rate gezogen hatte, sondern einfach von den Schadenersatzforderungen De Benedettis ausgegangen sei. Brachino fragte außerdem, warum Mesiano wenige Tage nach dem Mondadori-Urteil vom Richterparlament befördert worden sei.

In seiner Urteilsbegründung hatte Richter Mesiano auf eine Mitverantwortung Berlusconis hingewiesen. 2007 hatte ein Gericht geurteilt, dass ein Richterspruch aus dem Jahr 1991, der Berlusconi Recht gab, "gekauft" worden sei - wegen Verjährung wurde der Regierungschef jedoch nie dafür belangt. (APA)