Versucht sich in fordernden Aufgaben: Spaßmacher Ingolf Lück schiebt in "Lucky Lück" einen Lkw auf Sat.1 Comedy.

Foto: Sat.1

Doris Priesching sprach mit "Lucky Lück" über Humor in der Krise und vergammelte Hallenbäder. 

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STANDARD: Gibt's in der Krise mehr zu lachen?

Lück: Es gibt mehr, worüber man sich lustig machen kann, klar. Aber insgesamt gibt es weniger zu lachen. Dieses 20er-Jahre-Phänomen mit "Tanz auf dem Vulkan" gibt es nicht mehr.

STANDARD: Sehen Sie in der Krise einen gesellschaftlichen Auftrag an den Spaßmacher?

Lück: Nein. Was ich mache, ist pure Unterhaltung. Lucky Lück ist ein Comedybett.

STANDARD: Verändert sich der Humor in der Krise?

Lück: Ich weiß, dass es im Moment schwierig für neue Comedians ist, sich zu etablieren. Weil das Publikum in der Krise beim Kartenkauf spart und nur für die verlässlichen Sachen Geld ausgibt: Ich gehe dorthin, weil ich da weiß, was ich kriege. Das kann ein anspruchsvoller Kabarettist sein, das kann Mario Barth sein. Ich glaube nicht, dass sich der Anspruch ändert.

STANDARD: Woher wissen Sie, wann ein Sketch funktioniert?

Lück: Im Schnitt. Als ich für Plan B einen Bademeister spielen wollte, hatte ich die Vorstellung von einem vergammelten Hallenbad mit Haaren, die überall herumliegen. Aber so ist es nicht mehr. Wir kamen in ein Bad, da stand am Eingang "Rezeption". Die Bademeister waren in Himmelblau gekleidet und saßen am Computer. Dann muss man alles umschmeißen und neue Ideen entwickeln. Erst durch den Schnitt entsteht der Witz.

STANDARD: Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Lück: Ich passe mich dem Projekt an. Beim Film bin ich Tüftler. Wer mit mir arbeitet, weiß, dass ich erst zufrieden bin, wenn das rote Licht an der Kamera angeht. Bis dahin feile ich am Drehbuch und versuche, es zu ändern. Lucky Lück ist dagegen halbdokumentarisch, und ich arbeite auch mit den Mitteln der Doku. Das heißt, man muss alle Unwägbarkeiten einbeziehen.

STANDARD: Lust auf ernste Rollen?

Lück: Auf einer Gefühlsskala liegen Lachen und Weinen relativ nahe beisammen. Auf der Bühne lässt sich das auf die gleiche Art erzeugen. Ich muss nicht herumlaufen und sagen, ich möchte jetzt mehr ernste Sachen machen. Ich kann halt besser lustig.

STANDARD: Was hat Sie dazu bewegt, für einen Pay-TV Sender, der nur einer zahlenden Zielgruppe offensteht, Programm zu machen?

Lück: Nun - vielleicht ja gerade das. Zuschauer, die bereit sind, für hochwertige Comedy Geld auszugeben, sind Feinschmecker und damit auch eine Herausforderung für mich, da sie einen hohen Anspruch an den Humoristen stellen. (DER STANDARD; Printausgabe, 20.10.2009)