Der witterte nach meiner Minirezension des ersten Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune-Albums sogleich Verschwörung, weil ich den auf der Hand liegenden Vergleich (Cover-Band, Schlager, sogar selbe Typo am Cover …) mit der Band Der Scheitel bemühte.

In Robert Zikmunds Vorstellung, in die er im Standard-Online-Forum tief blicken ließ, hatte ich die Neigungsgruppe nur deshalb nicht gestreichelt, weil der Schachinger die nicht gut findet, und der war ja mit dem Neigungsgruppen-Fritz-Ostermayer einst zusammen beim Scheitel, der sich dann vom Fritz aber getrennt hatte.

Schnee von vorgestern eigentlich, für Zikmund aber scheint's Neuschnee und also für ihn logisch, dass ich da als Vollzugsbeamter für offene Rechnung aus dem letzten Jahrzehnt losgeschickt werde. Diverse User haben ihn dann im Forum ein wenig vorgeführt, und er ist am Schluss dann zurückgerudert, hat sich entschuldigt und hat gemeint, er sei eben gekränkt gewesen und ich dürfe eh schreiben was ich wolle.

Dann gab's noch ein Neigungsgruppe-Konzert in einem ziemlich vollen Wuk, das ich ob seines grausam zur Schau gestellten Betroffenheitsgestus nicht schönschreiben konnte, und da kam dann ein Zikmund-Mail, in dem er neben seltsamen Begründungen für die Qualität des Auftritts auch der Hoffnung Ausdruck verlieh, mich in nächster Zeit besser nirgendwo anzutreffen.

All das sensibilisiert natürlich, und dann kam unlängst das neue Album "Wellen der Angst" aufn Tisch, das gestern im Café Carina live präsentiert wurde, ich also hin. Am 24. November gibt's dann im Flex den Gig im großen Saal.

Das Carina ist ein schäbiges Gürtel-Lokal mit reichlich einschlägigem Charme, ist also passend, wenn es darum geht, an derartiger Fremdaura partizipieren zu wollen. Die Kollegen der Band vom ORF-Fernsehen waren da, die Hütte bummvoll, und die Band hat das Album von vorne bis hinten durchgespielt.

Ich bin nach einer halben Stunde gegangen. Im Rhiz hab ich dann Peter Hein von den Fehlfarben getroffen, der vorher auch im Carina war. Der fand's "scheiße", aber das geht bei Hein leicht.

Ich möchte so sagen: Im Vergleich zum neuen Album war das erste Pet Sounds. Denn neben der Verwienerung von Fremdmaterial von Künstlern und Bands wie John Cale, Lou Reed oder MGMT, setzt es dieses Mal auch selbst geschriebene Stücke.

Da gilt dann die Ausrede von der ironischen Brechung nicht mehr. Mit diesen nach einem knödelnden Georg Danzer klingenden Liedchen ist die Neigungsgruppe Radio-Burgenland-tauglich geworden – ohne das je gehört zu haben. Vielleicht tut ich hier dem Sender also unrecht, aber ebenjener wurde in Fritzens Ansage im Konzert ja auch genannt.

Vollstreckt wird das von Robert Zikmund, der in einem anderen Lied auch artig arbeitgeberloyal textet: "Hört's ihr do oben manchmal FM4" – oder so ähnlich.

Echt schlecht, und live nicht zum Anschauen, weil bei genau der Zeile Zikmunds Blick bedeutungsschwanger an die Lokaldecke wanderte. Die Laienbühne Stuwerviertel lässt grüßen!

Ein ungleich besserer Schauspieler ist da Christian Fuchs, der auch hier so tut, als würde er meinen, was er singt. Musikalisch zusammengehalten wird das ganze von Sir Tralala, aber das reicht auch nicht fürn Lorbeer.

Das Beste ist jedenfalls das Cover des neuen Albums. Das zeigt Georg Friedrich als rauchenden Prater-Stritzi. Aber auch hier gilt der Bo Diddley-Sager: "You can't judge a book by looking at the cover!"

(Karl Fluch, derStandard.at, 30.09.2009)