Nikosia/Brüssel - Der neue griechische Premier Giorgos Papandreou hat am Montag auf Zypern den Abzug der türkischen Streitkräfte aus der Nordhälfte der geteilten Insel gefordert. Damit könne der Friedensprozess vorangebracht werden, sagte Papandreou in Nikosia. "Entweder wir lösen die Angelegenheit, um uns zu vereinen oder sie wird uns getrennt halten" , sagte Papandreou nach einem Gespräch mit dem zypriotischen Präsidenten Dimitris Christofias.

Seinen ersten - inoffiziellen - Auslandsbesuch machte Papandreou am 9. Oktober in Istanbul. Schon diese Visite war ein Signal, dass die festgefahrenen Gespräche für eine Lösung auf Zypern belebt, aber auch die bilateralen Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland deutlich verbessert werden können. Papandreou hat nicht zuletzt deshalb die Agenden des Außenministers übernommen. In der Türkei sieht man das mit Freude. In den 1990ern war er maßgeblich an der Aussöhnung zwischen den beiden Ländern beteiligt. Und auch jetzt ist bereits zu erkennen, dass das neue Kabinett in Athen in der Frage eines EU-Beitritts der Türkei unterstützender wirken wird.

Auch die EU-Kommission hat die Signale verstanden. Für die Türkei gibt es keine Frist zur Öffnung ihrer Häfen für Zypern, sagte EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn kürzlich. Und das, obwohl die Überprüfung der Umsetzung des sogenannten Ankara-Protokolls zur Zollunion eigentlich bis Ende diesen Jahres stattfinden sollte. Rehn rechnet damit, dass sich die EU-Staaten im Dezember damit befassen werden. Wegen der ungelösten Zypernfrage liegen acht von 35 Kapiteln in den Beitrittsverhandlungen auf Eis. (awö, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2009)