Zur Übertreibung neigt aber auch er. Bei seiner kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am 30. September ließ er eine Grafik verteilen, die den Zuwachs an Besuchern eindrucksvoll zu demonstrieren versuchte. Der Kollege vom "Kurier" nahm die Grafik für bare Münze. Er schrieb: "Zählte das Museum 2001, im Jahr vor Köbs Übernahme, bescheidene 97.123 Besucher, so erwartet der Direktor 2009 mit 245.000 Besuchern einen Rekordwert."

Köb verschwieg allerdings, dass sein Museum erst im Juni 2001 eröffnet wurde, also nur ein halbes Jahr in Betrieb war. 97.123 Besucher sind daher gar nicht so wenige. Und ob der Rekordwert von 243.617 Besuchern aus dem Jahr 2007 tatsächlich übertroffen wird: Das werden wir erst in drei Monaten wissen.

Dennoch: Köb leistete sich nie Eigenmächtigkeiten, er erfüllte alle Auflagen und fand mit dem in der Tat kärglichen Budget sein Auslangen. Allerdings hatte er sich eine Erweiterung des Museums in den Kopf gesetzt: Bei jeder Gelegenheit fordert er das "Mumok 21" ein.

Schmied hat die Erweiterung zwar zu einem zentralen Anliegen erklärt. Aber die Verhandlungen gestalten sich weit mühsamer, als gedacht: Eine Lösung, für den vergangenen Herbst versprochen, lässt immer noch auf sich warten. Wenn die Ministerin den Vertrag von Köb verlängert hätte, wäre sie wohl, wie im Falle Noever, für die Einfallslosigkeit heftig kritisiert worden. Und Köb würde sie weiter mit seinem Plan, das Gebäude der Kunsthalle übernehmen zu wollen, quälen.

Natürlich gibt es Gespräche. Gerüchteweise bot Schmied der Stadt Wien für die Übertragung des Kunsthallengebäudes 15 Millionen Euro an. Die Errichtungskosten dürften vor neun Jahren 23 Millionen betragen haben. Sollte die Stadt Wien dem Deal zustimmen: Wie will Schmied den Kauf finanzieren? Bis dato ist weder die Neuaufstellung der KHM-Kunstkammer noch der Bau des Heldenplatz-Tiefspeichers für die Nationalbibliothek finanziert. Und beide Projekte gelten als vordringlich.

Zudem müsste die städtische Kunsthalle umziehen – beispielsweise ins renovierungsbedürftige Künstlerhaus. Doch der Künstlerverein blockt ab: Das 150-Jahr-Jubiläum 2011 will man im eigenen Haus feiern, auch wenn der Putz herunterbröckelt, und nicht irgendwo auf der grünen Wiese. Realität werden kann das "Mumok 21" im Kunsthallengebäude also frühestens in drei Jahren.

Also muss ein Nachfolger für Köb her. Oder eine Nachfolgerin. Genannt wird Sabine Breitwieser, die mit Dieter Bogner und Martin Fritz im Auftrag der Kulturministerin die Grundlagen für die (leider nicht umgesetzte) Museumsreform ausgearbeitet hat. Genannt wird auch Ingried Brugger, die Chefin des Kunstforums der Bank Austria. Sie hatte sich vor drei Jahren erfolglos um die Direktion des Belvedere beworben. Hans-Peter Wipplinger wäre durchaus eine Möglichkeit: Die Kunsthalle Krems, die er seit ein paar Monaten leitet, gilt nur als Zwischenstation. Und wie wäre es mit Gerald Matt? Der Direktor der Kunsthalle Wien könnte als Mumok-Chef seine einstige Wirkungsstätte inhalieren. Das ist zumindest als Idee reizvoll. (Thomas Trenkler, derStandard.at, 1.10.2009)