Frankfurt- Trotz eines leichten Besucherrückgangs zufriedene Gesichter: Auf diesen Nenner kann die 61. Frankfurter Buchmesse gebracht werden. "Von Krise kein Wort", bilanzierte am Sonntag der Sprecher der weltgrößten Bücherschau, Thomas Minkus, die vergangenen fünf Tage. Er verwies vor allem auf das "brummende Geschäft" mit Lizenzen.

Gerade Anbieter aus dem angelsächsischen Raum meldeten nach Berichten von Branchenblättern zum Teil die besten Abschlüsse seit Jahren. Renner waren Tagebuchnotizen aus der Haft von Nelson Mandela, die zum Auftakt der Messe der amerikanische Verlag Farrar, Straus and Giroux für eine unbekannte Summe erwarb. Angebote aus anderen Ländern sollen bereits vorliegen.

Auch der deutschen Branche, die für dieses Jahr bisher sogar ein Umsatzplus von knapp drei Prozent registriert, ist der Optimismus nicht abhandengekommen. "Bei uns ist die Wirtschaftskrise bislang nicht angekommen", sagte der Sprecher des S. Fischer Verlags, Martin Spieles. Weder beim Einkauf von Büchern im Ausland noch bei Marketing werde gespart.

Dennoch gilt auch bei Fischer wie anderen großen Publikumsverlagen striktes Kostenmanagement. "Konsolidierung ist angesagt", fasste es Hoffmann & Campe-Chef Günter Berg zusammen. Viel härter trifft die Krise kleinere Verlage, die sich junger anspruchsvoller Literatur verschrieben haben.

Manche wie der gerade von München nach Berlin umgezogene Blumenbar Verlag gehen Kooperationen mit größeren Häusern ein - in diesem Fall dem Berlin Verlag. Andere bangen um ihre Existenz. Der renommierte Ammann Verlag aus Zürich war nach 29 Jahren letztmals auf der Messe vertreten. Verleger Egon Ammann gibt im kommenden Jahr das Geschäft auf.

Fürs Publikum hatte die Buchmesse dieses Jahr viel zu bieten: Mit Herta Müller eine selbstbewusste frischgekürte Nobelpreisträgerin, die vehement Partei für die Kritiker des Gastlandes China ergriff, und mit Günter Grass einen alten Würdenträger, der 50 Jahre "Blechtrommel" feierte. Unter den internationalen Autoren ragten Margaret Atwood (Kanada) oder der in Italien lebende Brite Tim Parks hervor.

Um den Ehrengast blieb es trotz der wochenlangen Diskussionen im Vorfeld auf der Messe relativ ruhig. Der große Eklat blieb aus. Aber zwischen der offiziellen Delegation, die sich über mangelnden "Respekt" beklagte, und den China-Kritikern gab es auch keine Brücken. (APA/dpa)