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Im Zentrum des Skandals stehen der Milliardär Raj Rajaratnam (links im Bild) und sein Hedgefonds Galleon und zwei Manager des Hedgefonds New Castle.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

In den USA ist ein Insiderhandel bei Hedgefonds aufgedeckt worden. Im Zentrum des Skandals stehen Milliardär Raj Rajaratnam und sein Hedgefonds Galleon sowie zwei Manager des Hedgefonds New Castle, einer früheren Sparte der kollabierten Investmentbank Bear Stearns.

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New York - Im bisher größten Fall von Insiderhandel bei Hedgefonds sind in den USA Fondsmanager und mehrere Mitarbeiter von Großkonzernen angeklagt worden. Im Zentrum des Skandals stehen der Milliardär Raj Rajaratnam und sein Hedgefonds Galleon sowie zwei Manager des Hedgefonds New Castle - einer früheren Sparte der im vergangenen Jahr kollabierten Investmentbank Bear Stearns.

Angeklagt sind zudem drei ranghohe Manager des IT-Konzerns IBM, der Unternehmensberatung McKinsey und der Investmentsparte des Chipgiganten Intel. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan beschuldigt sie, über mehrere Jahre hinweg illegal Gewinne über mehr als 20 Millionen Dollar ( 13,5 Millionen Euro) verschafft zu haben. Bei den Ermittlungen waren erstmals in einem Fall von Insiderhandel an der Wall Street mit richterlicher Erlaubnis Telefone angezapft worden.

In zwei am Freitag bei einem New Yorker Bezirksgericht eingereichten Klagen wird allen sechs Beschuldigten Wertpapierbetrug und Verschwörung zur Last gelegt. Für Wertpapierbetrug drohen bis zu 20 Jahre Haft. Zudem hat die US-Börsenaufsicht SEC eine Zivilklage gegen sie angestrengt. Nach Angaben der Behörde haben die Beschuldigten Insiderinformationen über zehn Unternehmen ausgetauscht. Dabei ging es unter anderem um Börsenschwergewichte wie den Internetkonzern Google, IBM, den Chipriesen AMD und die Hotelgruppe Hilton.

Intel, IBM involviert

In einer der Klagen wird dem 52-jährigen Rajaratnam, der als reichster Mann Sri Lankas gilt und auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, vorgeworfen, sich mit Intel-Mitarbeiter Rajiv Goel und McKinsey-Direktor Anil Kumar verschworen zu haben. Die mutmaßlichen Straftaten sollen seit Jänner 2006 über einen Zeitraum von drei Jahren begangen worden sein. In einer zweiten Klage werden drei weitere Personen - zwei führende New-Castle-Mitarbeiter und ein hochrangiger IBM-Manager - des Insiderhandels beschuldigt, mit dem sie mehrere Millionen Dollar illegal erwirtschaftet haben sollen. So soll der IBM-Manager unter anderem Insiderinformationen über ein IBM-Geschäft mit AMD weitergegeben haben.

Hilton-Verkauf

In den Skandal verwickelt ist auch ein Analyst der Ratingagentur Moody's. Der an der Bewertung der Hilton-Gruppe beteiligte Mann habe die Insiderinformationen weitergegeben, dass Hilton an den

Finanzinvestor Blackstone verkauft und wann der Verkauf voraussichtlich bekanntgeben werde, heißt es in einer Klageschrift.

"Dies ist kein gewöhnlicher Fall von Insiderhandel", sagte der Staatsanwalt von Manhattan, Preet Bharara. Zugleich kündigte er an, Insiderhandel-Ringe würden nun mit den gleichen schlagkräftigen Ermittlungsmethoden ins Visier genommen, die bereits erfolgreich gegen Banden und Drogenkartelle eingesetzt worden seien. "Heute, morgen, kommende Woche und in der Woche darauf müssen sich privilegierte Wall-Street-Insider, die erwägen, gegen das Gesetz zu verstoßen, eine wichtige Frage stellen: Hören die Strafverfolgungsbehörden mit?", sagte der Staatsanwalt.

Terrorismus-Verdacht entkräftet

Raj Rajaratnam, der vom US-Magazin Forbes als der 236-reichste Amerikaner bezeichnet wird, wurden zunächst auch Terrorismuskontakte in Sri Lanka vorgeworfen. Bei den Untersuchungen rund um Rajaratnam soll die Bundesbehörde auf Papiere gestoßen sein, die darauf schließen lassen, dass Rajaratnam an eine Organisation in Maryland spendete, die wiederum die Befreiungsbewegung Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) unterstützte, schreibt das Wall Street Journal in seiner Online-Ausgabe. Jim Walden, der Anwalt Rajaratnams, sagte, sein Klient sei unschuldig, was den Insidervorwurf betrifft. Auch sei Rajaratnam nicht in die Aktivitäten von LTTE involviert gewesen.

Mittlerweile wurden diese Vorwürfe auch von der srilankesischen Zentralbank entkräftet: Sie teilte am Montag mit, zwar sei gegen Rajaratnam wegen mutmaßlicher Zuwendungen an die LTTE ermittelt worden. Es gebe aber keine belastenden Beweise gegen den 52-Jährigen. (red, Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2009)