Er ist ein Politikerdarling wie der "Häuselbauer" oder der "kleine Mann". Schutzherren aus allen Parteien sorgen für eine florierende Population, die binnen vier Jahren um mehr als das Fünfzehnfache gewachsen ist. Sein Lebenselixier ist ein Sonderrecht, das ihm die voll ausbezahlte Frühpension schon mit 60 (Männer) oder 55 (Frauen) erlaubt, wenn er nur genug Arbeitsjahre hinter sich hat. Die Erfinder haben diesem Privileg einen listigen, weil gut vermarkt-baren Namen verpasst: Hacklerregelung.

Doch Vorsicht - mit den im Volksmund auch "Paraberer" oder "Malocher" genannten Namensvettern im Blaumann hat der von der Politik erfundene "Hackler" meist wenig gemeinsam. Wer sich etwa am Bau den Rücken krummgeschuftet hat, war in der Regel auch arbeitslos oder sonst wie außer Gefecht gesetzt und bekommt die fürs Hacklerparadies notwendigen Versicherungsjahre (45 für Männer, 40 für Frauen) nicht zusammen. Diese Spezies ist, wenn sie nicht bis zum offiziellen Pensionsalter durchhält, auf die Schwerarbeiter- oder Invalidenrente angewiesen, wobei sie wegen empfindlicher Abschläge auf viel Geld verzichten muss. Der durchschnittliche Arbeiterpensionist bekommt 800 Euro pro Monat auf die schwielige Hand.

Eine mehr als doppelt so hohe Rente, nämlich 1900 Euro, kassiert hingegen der typische Hackler. Am häufigsten ist dieser unter gut bezahlten Angestellten zu finden, aber auch bei Bauern oder Beamten macht er sich breit. Jung sind die Glücklichen in den Beruf eingestiegen, und das zu Zeiten, als man noch auf einen lebenslangen Posten beim ersten Arbeitgeber hoffen konnte. Die Umwälzungen der modernen Arbeitswelt - vom Fluch der McJobs bis zur Krisenmisere - sehen sie sich nun vom sicheren Altenteil aus an.

Wer kann's ihnen verdenken, wenn das Hintertürl weit offen steht? Verdienter Ruhestand nach mehr als 40 Jahren Arbeit wäre ja auch jedem vergönnt - wenn die künftigen Generationen das gleiche Vorrecht hätten. Doch ob die Politiker wollen oder nicht: Der Hackler ist zum Aussterben verurteilt. Soll das öffentliche Pensionssystem nicht zusammenbrechen, werden die Leute länger arbeiten müssen, um das immer größere und ältere Heer an Senioren zu erhalten. Schlupflöcher in die Frühpension bewirken das genaue Gegenteil - davor warnen die natürlichen Feinde der Profiteure, zu denen praktisch sämtliche Pensionsexperten zählen. Und seit dieser Woche auch Finanzminister Josef Pröll, der die Hackler zum länger Hackeln verdonnern will. (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.10.2009)